In einem entscheidenden Moment für die russische Wirtschaft steht Präsident Wladimir Putin kurz vor einem Besuch in der Mongolei, wo er auf der Suche nach Möglichkeiten ist, sein wichtiges Gasprojekt The Power of Siberia 2 voranzutreiben. Dieses ambitionierte Vorhaben, das den Bau einer Pipeline nach China vorsieht, hat in den letzten Monaten aufgrund diverser Hindernisse und geopolitischer Spannungen an Schwung verloren. Die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit der Mongolei könnte Putin nun eine neue Chance bieten.
Die geopolitischen Verhältnisse spielen eine unverzichtbare Rolle in Putins Bestrebungen, lukrative Gasverkäufe zu realisieren. In den letzten Monaten wurde sein Gasprojekt stark behindert, vor allem durch unüberwindbare Differenzen bezüglich des Verkaufspreises mit China. Angesichts der Putin auferlegten Sanktionen und der schwierigen wirtschaftlichen Situation in Russland, die sich durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine weiter verschärft hat, wird die Suche nach alternativen Partnern und Lösungen zunehmend dringlicher.
Die Rolle der Mongolei
Ein bedeutender Faktor in der Gleichung ist die Mongolei, ein Land, das bereits als strategischer Akteur in Putins Plänen betrachtet wird. Zuvor hatte die mongolische Regierung angekündigt, das Projekt nicht in ihr Aktionsprogramm aufzunehmen, was von Analysten als eine klare Verzögerung für das umstrittene Vorhaben interpretiert wurde. Diese Entscheidung könnte den Kreml in eine noch schwierigere Lage manövrieren, da China und Russland beide auf den Gewinn aus Erdgasmärkten angewiesen sind.
Der Experte Aleksei Chigadaev äußerte sich zu den Herausforderungen des Projekts und betonte, dass es an der Zeit sei, realistisch auf die Schwierigkeiten zu blicken. Er beschreibt die potenziellen Verhandlungen als entscheidend für Russlands Wirtschaft in einer Zeit, in der die Einnahmen aus Gasgeschäften erheblich gesunken sind. Genau in diesem Kontext wird Putins Besuch in der Mongolei als Schlüsselereignis, um die Verhandlungen über den Gasdeal wieder ins Rollen zu bringen.
Die Bedeutung des Gasprojekts für die russische Wirtschaft kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gazprom, das nationale Unternehmen, sieht sich aufgrund der Sanktionen mit einem beispiellosen Rückgang der Einnahmen konfrontiert und hat sogar zum ersten Mal Verluste verzeichnet. Ein erfolgreicher Abschluss des Gaskundenvertrags mit China könnte es dem Unternehmen ermöglichen, die Verkaufszahlen auf das Niveau vor dem Ukraine-Konflikt zurückzubringen.
Internationale Spannungen und rechtliche Fragen
Das international brisante Element seines Besuchs ist jedoch nicht zu übersehen. Der Kreml-Chef hat trotz der gegen ihn verhängten Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) die Mongolei besucht. Diese Situation hat nicht nur in der Ukraine für Empörung gesorgt, sondern auch ernsthafte Fragen zu den moralischen und rechtlichen Implikationen aufgeworfen.
Die Anklage gegen Putin bezieht sich auf mutmaßliche Kriegsverbrechen, und die ukrainische Regierung hat den Besuch als Fehler der mongolischen Regierung kritisiert, die einem Angeklagten die Möglichkeit gebe, vor der Justiz zu fliehen. Diese Umstände werfen einen Schatten auf die diplomatischen Bestrebungen Putins und entblößen die Schwierigkeiten, mit denen Russland in der internationalen Arena konfrontiert ist.
Putins historischer Besuch in der Mongolei ist der erste nach der Ausstellung des Haftbefehls im März 2023. Er findet anlässlich des 85. Jahrestags des Sieges über Japan statt und könnte sowohl für Russland als auch für die Mongolei weitreichende Konsequenzen haben.
Es bleibt abzuwarten, ob die angesprochenen Themen und Verhandlungen fruchtbar sind und ob Putin mit einem positiven Ergebnis aus der Mongolei zurückkehrt. Der Druck auf Russland, alternative Vertriebsmöglichkeiten für Erdgas zu finden, wächst, während die geopolitischen Spannungen global zunehmen.
Die internationale Gemeinschaft wird die Entwicklungen genau beobachten, insbesondere wie sich die Beziehungen zwischen Russland, der Mongolei und China im Rahmen dieser komplexen diplomatischen Initiative entwickeln werden.