Sport

Bundesliga-Bälle aus Pakistan: Einblick in faire Arbeitsbedingungen

In Sialkot, Pakistan, produziert die Firma Anwar Khawaja Industries handgenähte Bälle für die Bundesliga, während Entwicklungsministerin Svenja Schulze die Arbeitsbedingungen vor Ort überprüft und auf die Bedeutung des neuen Lieferkettengesetzes hinweist, um Menschenrechte und Umweltstandards in der globalen Textilindustrie zu sichern.

Sialkot, eine pulsierende Industriestadt in Pakistan, ist das Herz der Fußballproduktion für die deutsche Bundesliga. Hier werden die handgenähten Bälle für die große Liga gefertigt, die die Spieler bei spannenden Matches einsetzen. Am 4. September 2024 besuchte die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze die Fabrik Anwar Khawaja Industries, um sich über die Arbeitsbedingungen und die ethischen Standards in der Branche zu informieren.

Die Neuheit in der Fußballwelt ist nicht nur der Beginn der Bundesliga, sondern auch die Hintergrundgeschichte, wie und wo diese Bälle entstehen. Sialkot, mit einer Bevölkerung ähnlich wie Leipzig, ist der Ort, an dem die Bälle hergestellt werden, die nicht nur die Bundesliga, sondern auch große Unternehmen wie Adidas, Puma und Nike beliefern. Jeden Tag werden hier bis zu 20.000 Bälle gefertigt. Dabei handelt es sich um recht ordentliche Bedingungen im Vergleich zu dem, was viele andere in der Region erleben.

Menschenrechte im Fokus

„Menschenrechte können uns nicht egal sein“, erklärt Schulze während ihres Besuchs in der Fabrik. Sie hebt hervor, dass mit dem Lieferkettengesetz, welches seit 2024 bindend ist, deutsche Unternehmen verpflichtet sind, darauf zu achten, dass Menschenrechte auch in Produktionsstätten im Ausland gewahrt bleiben. Der Gesetzgeber fordert Unternehmen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und die Herkunft der Waren transparent zu gestalten.

Einer der Arbeiter, Mohamad, näht gerade einen Fußball mit dem Bundesligalogo. In der stickigen Werkstatt sind die Temperaturen drückend, doch die Arbeitsbedingungen sind im Vergleich zu anderen Fabrikstandorten in Pakistan als gut zu bewerten. Die Fabrik beschäftigt rund 2400 Arbeiter, darunter 360 Frauen. Die Frauen arbeiten in einer separaten Abteilung, wo sie in einer istierenderen Atmosphäre ihre Talente entfalten können. Geschäftsführer Khurram Anwar Khawaja äußert den Wunsch, die Anzahl weiblicher Mitarbeiter zu erhöhen, da er davon überzeugt ist, dass sie produktiver sind.

Der Besuch von Schulze dient dazu, auf die dringende Notwendigkeit für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie aufmerksam zu machen. Diese Branche ist einer der Hauptakteure in Pakistan und wird immer wieder von Berichten über Ausbeutung und gefährliche Arbeitsumgebungen überschattet. Anwar Khawaja Industries hebt sich jedoch positiv hervor, da hier Maßnahmen zur Verbesserung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards eingeführt wurden.

Nachhaltigkeit und Verantwortung

Die Zusammenarbeit mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die seit 2017 besteht, hat signifikante Fortschritte in der Fabrik bewirkt, was den Arbeits- und Gesundheitsschutz betrifft. Schulze beobachtet aufmerksam die Produktionsabläufe und stellt viele Fragen zu den Bedingungen, unter denen die Bälle entstehen. Die Anliegen und Erfahrungen der Arbeiter stehen im Mittelpunkt, da ihre Stimmen oft in der breiten Diskussion über Fairness und Ethik in der Produktion untergehen.

Die großen Namen der Sportindustrie nutzen Sialkot als Produktionszentrum. Im Jahr 2021 bis 2022 wurden in der Stadt 43 Millionen Fußball produziert, was 70 Prozent der weltweit handgenähten Bälle ausmacht. Schulze und viele andere Akteure im internationalen Geschäft sehen es als ihre Pflicht an, sicherzustellen, dass die Produktion nicht nur produktiv, sondern auch ethisch einwandfrei erfolgt.

Die Herausforderungen, vor denen die Unternehmen im Zuge der Gesetzgebung stehen, sind nicht zu unterschätzen. Kritiker argumentieren, dass der bürokratische Aufwand die Unternehmen überfordert. Volker Klein, Vertreter der CDU/CSU, bemerkt, dass während faire Arbeitsbedingungen essenziell sind, auch der rechtliche Rahmen für Unternehmen umsetzbar sein muss.

In Anwar Khawaja Industries wird verdeutlicht, dass Verbindlichkeit und Transparenz in der Produktion notwendig sind, um eine positive Veränderung herbeizuführen. Die Realität ist jedoch, dass viele Fabriken noch mit Herausforderungen von Unsicherheit und potenzieller Ausbeutung kämpfen. Es bleibt zu hoffen, dass durch den politischen Druck und das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Arbeiter in der Branche ein nachhaltiger Wandel erzielt werden kann.

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