Tuttlingen

Fachkräfte üben mit Frühchen-Puppe Lewis: Ein neuer Ansatz im Krankenhaus

Im Perinatalzentrum im Schwarzwald-Baar-Klinikum erhalten Eltern von Frühchen unter 1000 Gramm, wie dem neugeborenen Lewis, wertvolle Unterstützung und Möglichkeiten zur Bindung, während sie lernen, mit den Herausforderungen der intensiven medizinischen Versorgung ihrer zerbrechlichen Kinder umzugehen.

In der Welt der Neugeborenen sind extreme Frühgeburten eine besondere Herausforderung. Winzige Hände und Füße, einen Blick, der sowohl Hoffnung als auch Angst ausstrahlt – es sind Momente, die das Herz der Eltern während des Aufenthalts in einer Kinderintensivstation häufig schwer machen. Im Schwarzwald-Baar-Klinikum, einem hochspezialisierten Perinatalzentrum, werden solche extrem kleinen Babys betreut, deren Gewicht manchmal lediglich 500 Gramm beträgt, wie die Fachkinderkrankenschwester Sandra Rathgeber erklärt.

Um Eltern und neue Mitarbeiter auf den Umgang mit diesen zarten Wesen vorzubereiten, hat das Klinikteam eine besondere Unterstützung eingeführt: Lewis, eine detailgetreu nachgebildete Frühchen-Puppe, die die Realität eines extrem kleinen Babys in der 28. Schwangerschaftswoche simuliert.

Reaktionen der Eltern verstehen

Bei der ersten Begegnung mit Lewis fallen oft die Worte „Oh Gott“, so berichtet Rathgeber. Bei einem echten Frühchen ist der Anblick oft überwältigend und gepackt mit Emotionen. Die Puppe, die über 120 Stunden in Handarbeit entstanden ist, bietet Eltern die Gelegenheit, den bevorstehenden Anblick ihres eigenen Kindes zu verarbeiten – einschließlich der Realität von Schläuchen und Kabeln, die einen Großteil der frühen medizinischen Versorgung ausmachen.

Die Vorstellung, dass das eigene Kind so zerbrechlich aussieht, ist für viele Eltern unerträglich. Die Beherrschung von Gefühlen wie Angst und Unsicherheit wird jedoch entscheidend, um eine Bindung zu dem kleinen Wesen aufzubauen. Alisa D. aus Tuttlingen beschreibt, wie ihre Tochter Karia, bei nur 920 Gramm zur Welt gekommen, ihr Selbstvertrauen stärkt, nachdem sie mit Lewis vertraut gemacht wurde.

Lernwerkzeug für Fachkräfte und Eltern

Lewis wird nicht nur für die Eltern genutzt; auch Pflegekräfte profitieren von ihm, um ihre Fähigkeiten im Umgang mit extremen Frühchen zu verbessern. Bei den ersten Berührungen kann das Team wertvolle Erfahrungen sammeln, die Handhabung trainieren und gleichzeitig ein Gefühl der Sicherheit aufbauen. Dadurch wird das Lernen und das Verstehen der speziellen Bedürfnisse dieser verletzlichen Patienten erleichtert. „Viele Mütter und Väter kommen über Monate hinweg mindestens einmal pro Tag auf die Station“, bemerkt Rathgeber. Diese regelmäßigen Besuche fördern die emotionale Verbindung zu ihrem Neugeborenen und tragen zur Reduzierung von Ängsten bei.

Das Klinikpersonal ermutigt Eltern, ihren eigenen Weg im Umgang mit ihrem Frühchen zu finden und dabei Hilfe von geschultem Personal zu suchen. In der Kinderintensivstation stehen sowohl medizinische Fachkräfte als auch die Puppe Lewis bereit, um Eltern in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen.

Das Perinatalzentrum im Schwarzwald-Baar-Klinikum hat sich als Anlaufstelle für frühgeborene Kinder und deren Familien etabliert. Eltern von Frühgeburten, die häufig in einer emotionalen Achterbahnfahrt gefangen sind, finden hier Unterstützung, die ihnen durch diese intensiven und oft beängstigenden Erfahrungen hilft, zu navigieren. Es ist das Ziel, den frühen Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind zu fördern und das nötige Wissen über die Versorgung von Frühgeborenen zu vermitteln.

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