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Volkswagen vor Werksschließungen: Welche Standorte sind gefährdet?

Die angespannte Lage bei Volkswagen führt zu Sparmaßnahmen, die möglicherweise die Schließung von Werken in Deutschland, insbesondere in Osnabrück, Dresden und Emden, nach sich ziehen könnten, was Befürchtungen über den Verlust von Arbeitsplätzen auslöst und die deutsche Automobilindustrie stark beeinflusst.

Die Lage bei Volkswagen – Europas größtem Automobilhersteller – spitzt sich dramatisch zu. Nach einer jüngsten Sitzung von Unternehmensführern hat VW angekündigt, dass Werkschließungen und firmenbedingte Kündigungen nun ernsthaft in Betracht gezogen werden. Diese Entscheidung kommt nicht überraschend, denn das Unternehmen sieht sich zunehmenden Herausforderungen gegenüber, die nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch die gesamte deutsche Automobilindustrie betreffen.

Konzernchef Oliver Blume äußerte sich besorgt über die aktuelle Marktsituation: „Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer sehr anspruchsvollen und ernsten Lage. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft“, erklärte er. In diesem Zusammenhang wird die Diskussion um mögliche Werkschließungen intensiver, und vor allem drei Standorte in Deutschland stehen unter dem Druck, möglicherweise geschlossen zu werden.

Gefährdete Standorte in Deutschland

Bislang hat Volkswagen noch nie ein Werk in Deutschland geschlossen, doch mit der aktuellen Überprüfung der Produktionsstätten könnte sich das bald ändern. Neben dem Hauptwerk in Wolfsburg besitzt VW auch Fabriken in Städten wie Hannover, Emden, Osnabrück, Braunschweig, Salzgitter, Kassel, Zwickau, Dresden und Chemnitz. Insidern zufolge gilt vor allem das kleinere Werk in Osnabrück als besonders gefährdet. Betriebsratschef Jürgen Placke äußerte gegenüber NDR Niedersachsen, dass die 2.300 Beschäftigten an diesem Standort berechtigte Sorgen hätten. Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil zeigt sich besorgt und erklärt, dass Niedersachsen aktiv an den Gesprächen teilnehmen wird.

Ein weiterer Standort in der engeren Auswahl könnte die Gläserne Manufaktur in Dresden sein. Diese Produktionsstätte ist die kleinste in Deutschland und spezialisiert sich ausschließlich auf die Endmontage von Elektrofahrzeugen. Aufgrund der rückläufigen Verkaufszahlen im Bereich der E-Autos könnte auch dieser Standort ernsthaft gefährdet sein. Schon im März 2024 brodelte es hinter den Kulissen mit Diskussionen über die Zukunft des Werks, als der Markenchef von Volkswagen, Thomas Schäfer, vor Herausforderungen bei der Fahrzeugproduktion aufgrund der logistischen Gegebenheiten in Dresden warnte.

Zusätzlich wird das Werk in Emden als möglicher Schließungskandidat gehandelt. Insider berichten, dass Emden einen attraktiven Standort für potenzielle Käufer darstellt, da es einen direkten Zugang zum Hafen hat. Dort werden derzeit mehrere Modelle, darunter der Volkswagen Passat und der vollelektrische ID. 4, produziert. Falls das Werk geschlossen wird, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das auf die Pläne von VW haben könnte, die Produktionskapazitäten für Elektrofahrzeuge in Emden um 50.000 Einheiten zu erhöhen. Betriebsräte und Gewerkschaften haben bereits angekündigt, gegen Einschnitte bei VW Widerstand zu leisten.

Die Hintergründe für das Sparprogramm sind vielschichtig. Volkswagen kämpft seit geraumer Zeit mit hohen Kosten und wird von den Konzernmarken Skoda, Seat und Audi übertroffen, was die Rentabilität angeht. Ein 2023 initiiertes Sparprogramm soll entgegensteuern, indem bis 2026 eine Verbesserung um zehn Milliarden Euro anvisiert wird. Ein Teil der Strategie umfasst, die Personalkosten in der Verwaltung um 20 Prozent zu senken, um die Gesamtstruktur des Unternehmens zu straffen.

Die Automobilindustrie sieht sich aktuell einem harten Wettbewerb durch neue Marktteilnehmer, wie etwa chinesische Hersteller, gegenüber. Zudem kämpft die Branche mit sinkenden Verkaufszahlen und einem verlangsamten Übergang zur Elektromobilität. Diese Trends haben auch Auswirkungen auf die Finanzlage von Volkswagen, die Rückgänge der Gewinne nach sich ziehen. Im ersten Halbjahr sank der Konzerngewinn um 14 Prozent, während Mercedes-Benz sogar einen Rückgang von fast 16 Prozent verzeichnete. Solche Zahlen verdeutlichen die prekäre Situation, in der sich die Unternehmen befinden und die Dringlichkeit von Einsparungen und Umstrukturierungsmaßnahmen gesteigert hat.

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