Das Schieferbergwerk Nuttlar im Sauerland ist ein ganz besonderer Ort für Taucher. Anja Kuschel, eine erfahrene Tauchlehrerin, ist bei ihrem ersten Tauchgang hier begeistert, obwohl die Bedingungen alles andere als gewöhnlich sind. Statt in warmen Gewässern mit viel Licht taucht sie in einem dunklen Bergwerk, wo die Temperaturen nur sieben bis acht Grad betragen und das Gestein 80 Prozent des Lichtes absorbiert. „Hier kann ich nicht einfach auftauchen, wo ich will, denn die Gänge stehen bis zur Decke voll Wasser“, erklärt die 32-Jährige.
Das Bergwerk Nuttlar ist eines der wenigen in Deutschland, in denen das Tauchen legal ist, und es wurde Anfang des Jahres als die beste Tauchdestination bei den “boot” Dive Awards auf der Messe in Düsseldorf ausgezeichnet. Diese Ehrung ist für den Betreiber Matthias Richter und sein Team eine wichtige Anerkennung für ihre Anstrengungen, das Bergwerk für Tauchinteressierte zugänglich zu machen. Mit einem Preisgeld von 3000 Euro ist das Bergwerk nun international bekannter.
Sicherheit hat höchste Priorität
Die Teilnahme am Tauchgang ist jedoch nicht für jedermann möglich. Taucher müssen spezielle Qualifikationen für technisches sowie Höhlen- oder Bergwerktauchen vorweisen. Während der Sommermonate sind die Touren schnell ausgebucht, im Winter bleibt die Anlage jedoch stillgelegt, um die empfindlichen Fledermäuse nicht zu stören, die in den unfluteten Gängen überwintern.
Anja Kuschel macht sich bereit für ihren Tauchgang. Der dicke Trockentauchanzug schützt sie vor den kalten Temperaturen, während sich Nervosität mit Aufregung vermischt. „Das Briefing war deutlich ausführlicher als gewohnt“, schildert sie. Der Betreiber Matthias Richter erläutert, wie wichtig es ist, im Notfall frühzeitig zu kommunizieren. Dies ist besonders in der dunklen Umgebung des Bergwerks wichtig, wo Orientierung und Sicherheit viele Herausforderungen darstellen.
Im Wasser angekommen, erwartet Anja Kuschel eine faszinierende Unterwasserlandschaft. Überall liegen alte Werkzeuge, Loren und Schubkarren, die seit fast 40 Jahren dort stehen. Die Geräuschkulisse unter Wasser ist bemerkenswert; die Luftblasen ihrer Atemluft sammeln sich und blubbern laut in den engen Gängen. Um die Sicht nicht zu trüben, müssen die Taucher darauf achten, kein Sediment aufzuwirbeln. Einwichtiger Aspekt, denn in solchen Verhältnissen kann die Sicht innerhalb von Sekunden auf nur wenige Zentimeter sinken.
Nach fast einer Stunde tauchen Anja und Matthias wieder auf, und die Begeisterung ist ihr ins Gesicht geschrieben. „Das war grandios. Ich komme definitiv wieder“, teilt sie ihre positive Erfahrung mit. Der Tauchanzug hat sie warm gehalten, auch wenn ihre Hände und das Gesicht ziemlich kalt geworden sind. Mit einem zufriedenen Lächeln denkt sie bereits an ihren nächsten Tauchgang und die Dinge, die sie dann sicher besser machen wird.
Zukunftsorientiert bleibt das Schieferbergwerk ein außergewöhnlicher Tauchspot, der sowohl das Abenteuer als auch die Herausforderungen des technischen Tauchens mit einem faszinierenden Blick in die Bergbaugeschichte verbindet. Die Kombination aus erstklassigen Tauchmöglichkeiten und der faszinierenden Atmosphäre des Bergwerks sorgt dafür, dass es für Taucher eine unvergleichliche Erfahrung bleibt.