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ESV Lok Potsdam: Kampf um das Sportgelände und 45-Millionen-Dilemma

Der ESV Lok Potsdam steht vor einer existenziellen Herausforderung um den Erhalt seines Sportgeländes an der Havel. Ein aktuelles Gutachten des Bundesrechnungshofs hat den Streit über das 30.000 Quadratmeter große Grundstück entflammt, dessen Wert auf erstaunliche 45 Millionen Euro geschätzt wird. Diese Situation hat nicht nur den Verein, sondern auch die lokale Politik alarmiert.

Das Sportgelände des ESV Lok ist eine grüne Oase im Herzen von Potsdam, nur wenige Schritte von der historischen Glienicker Brücke entfernt. Hier trainieren und spielen zahlreiche Kicker aus verschiedenen Altersgruppen. Doch die Heimat des Clubs ist nicht im Besitz des Vereins selbst, sondern wird von der Bundesbehörde Bundeseisenbahnvermögen verwaltet. Diese Behörde, entstanden aus der Bahnreform von 1993, hat die Verantwortung für die nicht betrieblich notwendigen Liegenschaften der Deutschen Bahn. Laut dem Verein wird eine direkte Kommunikation über den Verkauf des Geländes bereits seit Jahren verweigert.

Der Stein des Anstoßes

Ein brisanter Punkt ist der Erbbaurechtsvertrag, der 1999 abgeschlossen wurde. Darin ist festgelegt, dass der Verein das Gelände innerhalb von 25 Jahren kaufen sollte, eine Frist, die nun abgelaufen ist. Bei einem unter Umständen anstehenden Verkauf an Dritte müsste der Club sein Investitionsangebot aus dem Vereinsheim in Höhe von 3,2 Millionen DM mitsamt der Sportinfrastruktur abtreten. Diese Bedingungen führen dazu, dass der ESV Lok sich in einer fragwürdigen und riskanten Lage befindet.

Der letzte Anlauf zur Kaufanfrage war in 2018. Diese Bemühungen haben sich bisher als fruchtlos erwiesen, was die 1. Vorsitzende Jürgen Happich als alarmierend beschreibt: „Das BEV ist nicht gewillt, irgendetwas im Sinne des Sports zu lösen.“ Ein Verkauf über einen Bieterverfahren könnte leicht dazu führen, dass das Gelände nicht mehr für die Vereinsnutzung zur Verfügung steht, vielmehr für kommerzielle Zwecke ausgeschrieben werden könnte.

Um den Wert des Grundstücks festzustellen, gab es diverse Gutachten, die bislang jedoch nicht die Dimensionen eines 45-Millionen-Euro-Werts erreichen konnten. Diese Schätzung durch den Bundesrechnungshof kam überraschend und würde das Sportgelände als Bauland klassifizieren, was dem ursprünglichen Bebauungsplan widerspricht. In den vorhergehenden Gutachten wurde der Wert stets in einem Bereich festgelegt, der unter 7 Millionen Euro blieb.

Einblicke und Hintergründe

Der Wege des Bundesrechnungshofs sind angesichts des neuen Gutachtens fragwürdig, das dem Verein das Gefühl gibt, ungehört geblieben zu sein. Happich ist der Meinung, dass kein Mitarbeiter des Rechnungshofs jemals das Gelände gesehen hat und damit keine qualifizierte Bewertung vorgenommen werden kann. Dadurch bleibt unklar, inwieweit die Behörde mit Sach- und Ortskenntnis die Wirtschaftlichkeit des Grundstücks beurteilen konnte.

Die öffentliche Politik hat sich jedoch ebenfalls eingeschaltet. Bürgermeister Burkhard Exner betont, dass es um mehr gehe als um die Interessen des ESV Lok; auch die gesamte Berliner Vorstadt ist betroffen, da es kaum vergleichbare Sportanlagen gibt. Das Land versucht darum beständig, das Grundstück zu erwerben und damit dem Verein eine Zukunft zu sichern. Die Stadt Potsdam zeigt sich offen für Gespräche, stößt jedoch an die Grenzen des Bieterverfahrens, das vom BEV angestrebt wird.

Trotz dieser Widrigkeiten bleibt die Unterstützung für den Verein stark. Eine Online-Petition hat über 10.000 Unterschriften gesammelt, und prominente Unterstützer aus der Politik setzen sich für eine Lösung im Sinne des Vereins ein. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hat den Bundesverkehrsminister um Intervention gebeten, um zu klären, wie der Sportverein in seiner Tradition bewahrt werden kann. Bis Ende 2025 wird entschieden, ob der ESV Lok nach 25 Jahren seine Heimat verlassen muss, was für die Mitglieder eine schwere, aber notwendige Herausforderung darstellen könnte.

Das Schicksal des ESV Lok Potsdam steht somit auf der Kippe. Der dramatische Anstieg des Grundstückswerts und das ungewisse Verhandlungsgeschick lassen nicht nur das Vereinsleben auf der Kippe stehen, sondern bringen auch die gesamte Sportkultur in der Region unter Druck.

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