Rhein-Kreis Neuss

Wirtschaft im Wandel: Mittelstandsbarometer 2024 zeigt gemischte Signale

Der Mittelstandsbarometer 2024, am Mittwoch in Neuss vorgestellt, zeigt einen Abwärtstrend im Geschäftsklima, trotz einer stabilen Auftragslage bei 500 befragten Unternehmen, was die Notwendigkeit für Verbesserungen in der Wirtschaftsförderung unterstreicht und auf zukünftige Herausforderungen für die Region hinweist.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage, das Mittelstandsbarometer 2024, zeigt, dass die Stimmung unter den mittelständischen Unternehmen im Rhein-Kreis durchaus gemischt ist. Immerhin wurde der aktuelle Geschäftsklima-Index auf 132 Punkte festgelegt, was zwar einen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren darstellt, jedoch immer noch über dem langfristigen Durchschnitt von 126 Punkten liegt. Die Umfrage umfasste 500 Unternehmen und erbrachte eine überwiegend positive Auftragslage, was zunächst optimistisch stimmt.

Trotz dieser positiven Aspekte warnt André Becker von der Creditreform Düsseldorf Neuss vor einer trügerischen Eitelkeit. Während die gegenwärtige Geschäftssituation stabil erscheint, sind die Erwartungen für die kommenden sechs Monate eher pessimistisch, insbesondere in Bezug auf Auftrags- und Umsatzentwicklung. Beschäftigungsabbau steht jedoch momentan nicht auf der Agenda, da die Mehrheit der Unternehmen eine stabile oder sogar positive Personalsituation prognostiziert.

Geringe Standortbewertung und Entwicklungsmöglichkeiten

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke sieht in dem Mittelstandsbarometer nicht nur einen Anlass zur Freude, sondern auch einen Aufruf zur Verbesserung. Ein besorgniserregendes Ergebnis ist die Tatsache, dass trotz insgesamt 88 Prozent der Unternehmen, die ihren Standort Rhein-Kreis weiterempfehlen würden, dies der zweitniedrigste Wert seit 2008 ist. Zusätzlich hat die Bewertung der Wirtschaftsförderung, die auf einer Schulnotenskala mit 2,72 ausgedrückt wird, den schlechtesten Wert seit 15 Jahren erreicht.

Petrauschke betont die Notwendigkeit, bestehende Unternehmen intensiver zu betreuen und neue Anfragen zeitgerecht zu bearbeiten. Auch die unterschiedlichen Geschäftsklimabewertungen innerhalb der Kreiskommunen werfen Fragen auf. Während Städte wie Dormagen und Jüchen einen positiven Trend zeigen, erleben Neuss, Kaarst und Korschenbroich signifikante Rückgänge.

Dennoch gibt es einige positive Anzeichen. Beispielsweise hat die angekündigte Investition von Microsoft in Hyperscale-Rechenzentren eine erhöhte Nachfrage nach Flächen im Rhein-Kreis ausgelöst. Haribo und Speira sind ebenfalls mit bedeutenden Investitionen aktiv, und Ministerpräsident Hendrik Wüst wird bald einen Besuch im Chempark in Dormagen abstatten, um ein bedeutendes Investitionsprojekt zum Recycling von Batterien zu fördern.

Handlungsbedarf und Zukunftsperspektiven

In der Diskussion um die Herausforderungen, denen sich die Unternehmen gegenübersehen, wird die Energieversorgung als ein zentrales Thema hervorgehoben. Die Bundesregierung hat bereits neue Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 12 Gigawatt angekündigt, doch es wird ein Bedarf von bis zu 25 Gigawatt prognostiziert, um den Anforderungen gerecht zu werden. Dominikus Penners von der Sparkasse Neuss hebt zudem hervor, dass die Infrastruktur für Wasserstoff und die Schaffung neuer Gewerbeflächen dringend angegangen werden müssen.

Die überwiegende Mehrheit von 59 Prozent der Unternehmen im Rhein-Kreis plant Investitionen, was einen Anstieg von 7 Prozent im Vergleich zur Vorjahresumfrage darstellt. In ganz Deutschland hingegen belief sich diese Zahl auf nur 44 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass viele Unternehmen im Rhein-Kreis bereit sind, in die Zukunft zu investieren und Innovationen voranzutreiben. Diese Dynamik könnte ein entscheidender Vorteil sein, um die Herausforderungen des Strukturwandels erfolgreich zu meistern.

Abschließend lässt sich sagen, dass trotz der gegenwärtigen Unsicherheiten und einer nicht gerade rosigen Prognose die Unternehmen im Rhein-Kreis die Flügel nicht hängen lassen. „Made in Germany“ bleibt ein gefragtes Gütesiegel, und es gibt Grund zur Hoffnung, dass durch kluge Investitionen und gezielte Maßnahmen der Standort Rhein-Kreis auch in Zukunft attraktiv bleiben wird.

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