In Berlin verzeichnen Ärzte und Sanitäter eine besorgniserregende Zunahme von Messerverletzungen. Weder die Berliner Kliniken – außer der Charité – noch das Gesundheitssystem offenbaren genau, wie oft in den letzten Jahren solche Verletzungen behandelt werden mussten. Doch die alarmierenden Details über die Angriffe zeichnen ein klares Bild von wachsender Messergewalt in der Hauptstadt.
Die Berliner Zeitung wandte sich an die Feuerwehr, um mehr über die Situation zu erfahren, und erhielt erschreckende Zahlen. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 230 Rettungseinsätze registriert, bei denen das Verletzungsbild auf Stich- oder Schnittverletzungen durch eine fremde Person hinwies. Diese Daten veranschaulichen jedoch nur einen Teil des Problems, da Einsätze mit unklaren Ursachen oder Selbstverletzungen nicht berücksichtigt wurden.
Erschreckender Anstieg der Fälle im Jahr 2023
Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Rettungseinsätze wegen Messerverletzungen auf 294 – ein Anstieg von 64 Fällen im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig: Bis Ende Juli dieses Jahres zählte man bereits 234 Einsätze, was einer Steigerung um 84 Fälle gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht und die Zahlen von 2022 deutlich übertrifft.
Die Feuerwehr benutzt Einsatzcodes, um die nötigen Rettungsmittel wie Rettungswagen oder Notärzte zu disponieren, was eine gezielte Auswertung ermöglicht. Trotzdem müssen diese Daten mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden. Ein Feuerwehrsprecher erklärte, dass die Datenbasis von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird und eine genaue manuelle Überprüfung der Einsätze und Patientenprotokolle erfordern würde. Hinzu kommt, dass viele Fälle nicht erfasst werden, wenn sich beispielsweise Verletzte selbst ins Krankenhaus begeben oder die Verletzungen erst dort erkannt werden.
Besonders häufig passieren die Messerangriffe während der Sommermonate, wenn sich viele Menschen im Freien aufhalten. Diese Tendenz entspricht auch der erhöhten Zahl an Polizeieinsätzen wegen Körperverletzungen oder Raubtaten in dieser Jahreszeit. Die Charité meldete, dass sie im ersten Halbjahr 2024 bereits so viele Messerstiche wie in einem ganzen Jahr verzeichnet hat – 50 bis 55 Fälle.
Alarmierende Entwicklungen auch auf nationaler Ebene
Auch deutschlandweit wurden ähnliche Trends beobachtet. Das Bundeskriminalamt registrierte im Jahr 2023 insgesamt 8951 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung durch Messer (im Vorjahr: 8160 Fälle) und 4893 Fälle von Raub unter Einsatz eines Messers (Vorjahr: 4195). In Berlin dokumentierte die Polizei 3482 Messerangriffe im Jahr 2023 – das sind 165 Fälle mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik bemerkte, dass Nichtdeutsche bei den Tätern überrepräsentiert sind. Die Gewalt sei tendenziell jung, männlich und nichtdeutsch. Diese Entwicklung veranlasste den innenpolitischen Sprecher der Berliner CDU, Burkard Dregger, zur Forderung nach strikteren Waffenkontrollen. Geplant sind spezielle Waffenkontrollzonen, die der Polizei verdachtsunabhängige Kontrollen erlauben sollen, um bestehende Verbote durchzusetzen und illegale Messer zu beschlagnahmen.
Dregger wies dabei die Kritik von Linken und Grünen an den geplanten Maßnahmen zurück. „Es geht nicht um neue Verbote, sondern um die Durchsetzung der bestehenden“, erklärte er. Die Forderung nach mehr Prävention und Sozialpolitik reiche laut Dregger nicht aus, um die Problematik in den Griff zu bekommen.