Im Rahmen des kürzlich veröffentlichten Mittelstandsbarometers 2024 in Neuss zeichnen sich sowohl positive als auch besorgniserregende Trends für den Rhein-Kreis Neuss ab. Mit einem aktuellen Geschäftsklima-Index von 132 Punkten ist zwar eine leichte Abnahme im Vergleich zu 2023 (136 Punkte) und 2022 (150 Punkte) zu verzeichnen, allerdings bleibt der Index über dem langjährigen Durchschnitt von 126 Punkten. Dies könnte die Hoffnung auf eine stabile wirtschaftliche Lage in der Region nähren.
Mit einer Umfrage unter 500 Unternehmen wird deutlich, dass trotz eines positiven Auftragsstatus die Aussichten für die nächsten sechs Monate als eher düster eingeschätzt werden. André Becker von Creditreform Düsseldorf Neuss betont, dass die aktuellen Einschätzungen der Unternehmen zwar optimistisch erscheinen, die Vorhersagen für Aufträge und Umsätze jedoch Anlass zur Besorgnis geben. Diese negativen Erwartungen könnten in Zukunft direkte Auswirkungen auf die Beschäftigung mit sich bringen, allerdings wird für die kommenden Monate nicht mit Stellenabbau gerechnet.
Auswertung der Standortqualität
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke nennt den Bericht eine Mischung aus Lob und Anregen zur Verbesserung, da 88 Prozent der Befragten den Rhein-Kreis als Standort weiterempfehlen würden. Diese Zahl ist jedoch der zweitschlechteste Wert seit Einführung des Barometers im Jahr 2008. Ein besonders kritischer Punkt ist die Einschätzung der Wirtschaftsförderung, die auf eine 2,72 gesenkt wurde – die schlechteste Bewertung seit 2008. Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, wie die Verantwortlichen besser auf die Bedürfnisse der bestehenden Unternehmen reagieren können.
Die wirtschaftlichen Ausblicke sind nicht einheitlich. Während einige Kommunen wie Dormagen und Jüchen einen Aufwärtstrend erleben, zeigt Korschenbroich einen signifikanten Rückgang mit minus 12 Punkten. Diese Divergenz in den Ergebnissen erfordert aus Sicht des Landrats einen einheitlicheren Dialog zwischen den Städten, besonders wenn bedeutende Unternehmen unter Druck geraten.
Energie- und Infrastrukturfragen
Ein zentrales Problem bleibt die Energieversorgung, die von den Befragten als teuer und unsicher angesehen wird. Die Bundesregierung plant neue Kraftwerke mit einer Leistung von 12 Gigawatt, doch die tatsächlichen Bedürfnisse werden auf 25 Gigawatt geschätzt. Diese Diskrepanz muss dringend adressiert werden, um den Unternehmen einen stabilen Betrieb zu ermöglichen.
Dominikus Penners, Vorstandschef der Sparkasse Neuss, sieht in der bereits vorhandenen Infrastruktur des Rhein-Kreises einen Vorteil gegenüber anderen Regionen. Die Investitionsbereitschaft von 59 Prozent der Unternehmen aus der Umfrage deutet darauf hin, dass die Firmen nach Wegen suchen, um zukunftsfähig zu bleiben. Es ist jedoch wichtig, Bürokratie abzubauen und die Rahmenbedingungen für Innovationen zu verbessern, um diesen positiven Trend zu fördern.
Trotz der momentanen Unsicherheiten sind einige Unternehmen bereit, signifikante Investitionen zu tätigen, insbesondere in Innovationsprojekte. Diese Investitionen könnten dazu beitragen, die Unternehmen für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen, auch wenn laut Penners eine schnelle Erholung derzeit nicht in Sicht ist. Er betont, dass vom Standort Deutschland weiterhin großes Interesse besteht, solange die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden.