Die Hansestadt Seehausen steht vor einer Herausforderung: Es mangelt an Stadtführern, um die kulturellen Schätze der Region den Besuchern näherzubringen. Unter den wenigen aktiven Stadtführern ist Dr. Walter Fiedler, der in die Rolle des ersten Türmers Christian schlüpft. Gemeinsam mit Jens Rozynek von der wischestädtischen Touristinformation bietet er Führungen an, doch die Nachfrage steigt und es wird dringend nach weiteren qualifizierten Stadtführern gesucht.
Dr. Fiedler, der mittlerweile 80 Jahre alt ist, hat eine bemerkenswerte Verbindung zu Seehausen. Nachdem er 2015 eine Stadtführerschulung absolviert hatte, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Erbe der Stadt zu bewahren und den Besuchern zu präsentieren. „Es wäre schön, wenn wir noch einen oder zwei Gästeführer gewinnen könnten“, äußert er den Wunsch nach mehr Unterstützung, um auch zukünftigen Generationen die wertvollen Geschichten und Sehenswürdigkeiten von Seehausen näherzubringen.
Ein vielschichtiges Angebot
Die Stadtführungen, die Dr. Fiedler anbietet, variieren stark im Interesse der Teilnehmer. Mal sind es zwei bis drei Touristen, dann wieder ganze Busreisen mit bis zu 30 Personen, die die Stadt erkunden möchten. Insbesondere die St.-Petri-Kirche hat sich zu einem Hauptanziehungspunkt entwickelt. Ein weiterer Vorteil von Seehausen ist die Tatsache, dass die Kirche von Mitte Mai bis Mitte Oktober für Besichtigungen geöffnet ist. Im Gegensatz zu anderen Kirchen in der Umgebung, die nicht immer zugänglich sind, bietet Seehausen eine willkommene Lösung für kulturhistorisch interessierte Besucher.
Zwar verlangt Dr. Fiedler kein festes Honorar für seine Führungen, doch freuen sich die Freunde und Förderer der St.-Petri-Kirche über freiwillige Spenden. Diese Einnahmen sind für den Verein wichtig und helfen, die laufenden Kosten zu decken.
Um als Stadtführer erfolgreich zu sein, ist es essenziell, sich mit der Rolle zu identifizieren und umfassendes Wissen anzusammeln. Dr. Fiedler hat dafür nicht weniger als zwei Jahre investiert, in denen er sich mit über 5000 Seiten Literatur beschäftigt hat. Dieses Wissen gibt er in seinen Führungen weiter und sorgt dafür, dass die historischen Begebenheiten der Stadt lebendig werden.
Engagement für die Region
Das Bestreben, weitere Stadtführer zu gewinnen, wird auch von Doreen Neumann, der Leiterin der Seehäuser Touristinformation, und Juliane Güntzel, der Tourismusverantwortlichen der Verbandsgemeinde, geteilt. Gemeinsam präsentierten sie die norddeutsche Altmark bei einer Veranstaltung, dem Sachsen-Anhalt-Tag, und werfen so ein positives Licht auf die Region.
Die Zeit, in der sich die Stadtführungen stattfinden, ist recht unterschiedlich. Dr. Fiedler berichtet von Zeiten mit nur wenigen Touren, während er zu anderen Anlässen auch zwei bis drei Touren pro Woche leitet. Es ist offensichtlich, dass das Interesse an Stadtführungen vorhanden ist, doch die Bedeutung einer soliden Gruppe von Stadtführern könnte entscheidend sein, um dieses Potenzial zu nutzen und die Besucherzahlen langfristig zu steigern.
Die Zukunft von Seehausen und seiner touristischen Angebote könnte also davon abhängen, wie gut es gelingt, neue Stadtführer zu gewinnen und die bestehenden Angebote attraktiv zu gestalten. Der Reiz der Stadt liegt nicht nur in den alten Mauern, sondern auch in den Geschichten, die sie erzählen können. Mit einem engagierten Team von Stadtführern könnte Seehausen tatsächlich zu einem noch beliebteren Ziel für Touristen werden.