Bei der jüngsten Betriebsversammlung von Volkswagen (VW) in Emden am 5. September gab es einen eindrucksvollen Ausdruck von Unmut seitens der Mitarbeitenden. Rund 4.500 Beschäftigte, die sich zur Frühschicht und dem Verwaltungspersonal versammelten, begrüßten den VW-Markenchef Thomas Schäfer mit einem lauten Pfeifkonzert. Die Atmosphäre war angespannt, da das Unternehmen trotz der lauten Proteste an seinen umstrittenen Sparplänen festhält, die potenziell Werkschließungen und Entlassungen nach sich ziehen könnten.
Die Versammlung in Emden war nicht nur ein Moment des Protests, sondern auch ein Zeichen der Besorgnis über die zukünftige Arbeitsplatzsicherheit. Besonders im Fokus steht das Werk in Emden, das kürzlich um 1,3 Milliarden Euro modernisiert wurde, um die Produktion von Elektroautos zu ermöglichen. Trotz dieser bedeutenden Investition scheinen die Mitarbeitenden der weniger positiven Nachrichten nicht entkommen zu können.
Massenproteste in Wolfsburg und Salzgitter
Die Unruhe bei VW erstreckt sich jedoch über Emden hinaus. Einen Tag zuvor, am 4. September, nahmen in Wolfsburg etwa 25.000 Mitarbeitende an einer ähnlichen Betriebsversammlung teil, um ihrer Besorgnis über die zukünftigen Planungen von VW Ausdruck zu verleihen. Der Vorstand hatte am Montag bekannt gegeben, dass Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger ausgeschlossen seien. Dies schockierte viele Mitarbeitende, da eine zuvor vereinbarte Beschäftigungsgarantie bis 2029 nun in Frage gestellt wird.
In Salzgitter fanden am gleichen Tag ebenfalls Betriebsversammlungen statt, die von der anhaltenden Unsicherheit über die Arbeitsplatzsituation geprägt waren. Die Beschäftigten sind alarmiert über den zwar notwendigen aber gleichzeitig besorgniserregenden Druck, der durch den geplanten Sparkurs auf die Belegschaft ausgeübt wird.
Die Geschäftsleitung von VW hat erklärt, dass die Sicherheit der Standorte und die Beschäftigungsgarantie de facto nicht mehr in der Luft liegen. Dieser Schritt wurde jedoch vom Betriebsrat scharf kritisiert, der ihn nicht hinnehmen möchte. VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte an, „massiven Widerstand“ gegen den Sparkurs zu leisten, um die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden zu verteidigen.
Regierung beobachtet die Entwicklung
Die Situation bei VW bleibt auch für die Bundesregierung ein bedeutendes Thema. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich über die Entwicklungen im Unternehmen informieren lassen und sowohl mit dem Management als auch mit Mitgliedern des Betriebsrats gesprochen. Scholz erkennt die große Bedeutung von VW für die deutsche Autoindustrie und die Herausforderungen, mit denen die gesamten Branche konfrontiert ist. Dennoch stellte die Regierung klar, dass sie sich nicht in die Unternehmenspolitik einmischen wird; es sei die Verantwortung von VW, Lösungen für die anstehenden Probleme zu finden.
Zusammenfassend zeigt die Situation bei VW, wie sehr die Automobilbranche durch den Wandel in der Produktion – insbesondere hin zu Elektrofahrzeugen – unter Druck steht. Trotz eines Boomsegments bei Elektroautos ist VW in dieser Sparte zurückgefallen und muss sich nun der massiven Kritik der Belegschaft stellen, die sich vor der Ungewissheit über ihre Arbeitsplätze fürchtet.