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11. Tinnitus-Tag: Experten diskutieren neue Therapieansätze in Frankfurt

Am 4. September 2024 fand in Frankfurt am Main der 11. Tinnitus-Tag der Deutschen Hörakustiker statt, bei dem rund 70 Experten aus verschiedenen Disziplinen zusammenkamen, um innovative Ansätze zur Versorgung und Therapie von Tinnitus-Betroffenen zu diskutieren, was angesichts der über 740 Millionen Betroffenen weltweit von großer gesundheitlicher Bedeutung ist.

Mainz/Frankfurt am Main (ots)

Am 4. September 2024 fand in Frankfurt am Main die elfte Auflage des Tinnitus-Tages der Deutschen Hörakustiker statt. Diese interdisziplinäre Fachtagung richtet sich an Hörakustiker, Ärzte, Audiotherapeuten und Selbsthilfegruppen aus ganz Deutschland. Organisiert wird die Veranstaltung von der Bundesinnung der Hörakustiker KdöR (biha), dem Spitzenverband des Hörakustiker-Handwerks.

Mit über 740 Millionen betroffenen Erwachsenen weltweit ist Tinnitus ein weit verbreitetes Problem. Besonders alarmierend ist, dass mehr als 120 Millionen Menschen, meist ab einem Alter von 65 Jahren, unter einem permanenten Ohrgeräusch leiden, welches sie als ernstes Gesundheitsproblem empfinden. Oft wird die Belastung durch Tinnitus von vielen noch unterschätzt. Aus diesem Grund fordern Experten eine verstärkte Förderung der Forschung zu Therapieansätzen, um Betroffenen besser helfen zu können.

Fachlicher Austausch als Schlüssel zur Verbesserung

Hans-Jürgen Bührer, Vizepräsident der Bundesinnung der Hörakustiker, eröffnete die Tagung und begrüßte rund 70 Fachleute aus dem Bereich der Hörgesundheit. Er betonte, dass die interdisziplinäre Fachtagung eine wichtige Maßnahme im Rahmen der Weiterbildung darstellt. Der Austausch zwischen Kollegen, Fachleuten und Wissenschaftlern sei entscheidend, um die bestmögliche Versorgung für Tinnitus-Patienten zu gewährleisten. Verschiedene Therapieansätze aus unterschiedlichsten Fachrichtungen bieten Hörakustikern neue Perspektiven in der Beratung und Betreuung dieser Betroffenen.

Im Rahmen des Programms wurde ein spannender Vortrag von PD Dr. Patrick Neff, der an der Universität Zürich in der Abteilung Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde tätig ist, präsentiert. Er informierte die Teilnehmer über die aktuellen Forschungsergebnisse zu akustischer Stimulation bei Tinnitus, einschließlich Themen wie Tinnitusmaskierung und Soundtherapien.

Ein weiterer wichtiger Beitrag kam von Judith Bierle, einer Hörakustiker-Meisterin aus Landau in der Pfalz. Sie sprach über den Umgang mit Tinnitus-Patienten in der Praxis und betonte die Bedeutung von Audiometrie, Counseling-Gesprächen und einem Netzwerk von interdisziplinären Partnern für eine erfolgreiche Tinnitus-Versorgung. Der individuelle Tinnitus-Fahrplan sollte klare Ziele setzen.

Neue Perspektiven durch interdisziplinäre Ansätze

Den Teilnehmern wurden ebenfalls nicht-traditionelle Perspektiven vorgestellt. Dr. Jürgen Dapprich, zahnärztlicher Leiter und Inhaber des CMD-Centrums in Düsseldorf, beleuchtete Tinnitus aus zahnärztlicher Sicht. Er erklärte, dass bei 57 Prozent seiner Patienten mit craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) einseitige Ohrgeräusche auftreten, die in der Regel mit einer ganzheitlichen CMD-Therapie abnehmen.

Prof. Dr. Holger Schulze von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Universitätsklinikum Erlangen präsentierte eine neuartige Behandlungsstrategie namens „Low-intensity noise tinnitus suppression (LINTS)“, die auf dem Erlanger Modell zur Tinnitusentstehung basiert. Dieses Modell sieht subjektiven Tinnitus als Resultat eines physiologischen Mechanismus, der das auditive System optimiert.

Die Resonanz auf diese Expert*innenvorträge war durchweg positiv, und es entwickelten sich lebhafte Diskussionen, die den fachlichen Austausch zwischen den Teilnehmern förderten. Der erfolgreiche Verlauf des Tinnitus-Tages sorgte für einstimmigen Beifall unter den Anwesenden, die sich bereits auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr freuten.

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