Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) steht vor einer Herausforderung, die die Blutspende in Deutschland nachhaltig beeinflussen könnte. Die zunehmend in die Jahre kommenden Babyboomer, also die Generation, die zwischen 1955 und 1969 geboren wurde, stehen bald nicht mehr als Blutspender zur Verfügung. Stattdessen werden viele von ihnen nun als Empfänger auftreten. Diese Entwicklung erfordert ein Umdenken in der Ansprache und Mobilisierung jüngerer Menschen zur Blutspende.
In einem aktuellen Aufruf stellt Kerstin Schweiger, Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, klar: „Nur wenn jüngere Menschen, die ab 1990 geboren wurden, und auch Menschen im mittleren Lebensalter künftig für die Blutspende gewonnen werden können, kann das solidarische Versorgungssystem auch langfristig aufrechterhalten werden.“ Dieses System basiert auf dem Prinzip der Solidarität, wo Spender und Empfänger aufeinander angewiesen sind. Um die künftige Blutversorgung zu sichern, müssen daher neue Blutspender gewonnen werden.
Die demografische Herausforderung
Die derzeitige Statistik ist alarmierend und zeigt einen Trend, der nicht ignoriert werden kann. Die Mehrheit der Blutspender ist zwischen 55 und 64 Jahren alt, mit einem Anteil von 25,4 Prozent der Spender. Danach folgen die 45- bis 54-Jährigen mit 21,8 Prozent, während lediglich 11,1 Prozent der Spender 24 Jahre oder jünger sind. Dies lässt erahnen, dass es auf lange Sicht einen drastischen Rückgang der aktiven Spender geben könnte, wenn nicht gegengesteuert wird. In Sachsen, wo die Quote der Erstspender nur bei 5,8 Prozent liegt, hat sich die Situation sogar weiter verschärft, da hier die Zahl der Erstspender um beinahe 300 abgenommen hat.
Der DRK-Blutspendedienst hat bereits Maßnahmen ergriffen, um dieser Herausforderung zu begegnen. In den kommenden Wochen und Monaten wird ein verstärkter Fokus auf die Gewinnung junger Spender gelegt. Man plant, gezielte Aktionen an Universitäten und Berufsschulen zu organisieren, um das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Blutspende zu schärfen. „Wir müssen die jungen Leute ansprechen und ihnen die Bedeutung der Blutspende näherbringen“, so Schweiger weiter.
Ein weiterer effizienter Anreiz könnte die informative Aufklärung darüber sein, wofür das gespendete Blut verwendet wird. Rund 20 Prozent aller Blutkonserven werden nach DRK-Angaben für Krebspatienten benötigt, welche auf die Unterstützung durch Blutspenden angewiesen sind. Gerade bei Krebspatienten sind Blutplättchen – mit einer Haltbarkeit von nur vier Tagen – von entscheidender Bedeutung. Daher muss darauf geachtet werden, dass alle Blutgruppen ausreichend abgedeckt sind, um bei medizinischen Notfällen, bei denen ein sofortiger Zugriff auf Blutprodukte erforderlich ist, bereitstehen zu können.
Die Notwendigkeit einer sicheren Blutversorgung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ohne die aktive Beteiligung jüngerer Generationen wird das existierende Versorgungssystem gefährdet. Franzosen beispielsweise haben ihre Herangehensweise bereits erfolgreich modernisiert und an die Bedürfnisse junger Menschen angepasst. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob Deutschland diesen wichtigen Schritt ebenfalls gehen kann, um die Blutspende ohne Unterbrechungen aufrechtzuerhalten. Nur die Zeit wird zeigen, ob die Anstrengungen des DRK ausreichen werden, um den notwendigen Wandel herbeizuführen und den Bedarf an Blutspendern langfristig zu sichern.