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Revitalisierung der Alten Universitätsbibliothek: Ein neuer Blick auf den Bücherturm

Die „Monumentum - Stiftung für Industriekultur und Denkmalschutz“ plant unter der Leitung von Dr. Wolfgang Lust die denkmalgerechte Sanierung der Alten Universitätsbibliothek in Gießen, um sie bis spätestens 2026 für neue Nutzungen zu revitalisieren und damit einen wichtigen Beitrag zur Baukultur zu leisten.

Die Stadt Gießen steht vor einer spannenden Transformation, die die alte Universitätsbibliothek in der Bismarckstraße ins Rampenlicht rückt. Diese bemerkenswerte Umgestaltung wirdinitiated von Dr. Wolfgang Lust, der mit seiner „Monumentum – Stiftung für Industriekultur und Denkmalschutz“ die Verantwortung übernommen hat, das markante Bauwerk zu revitalisieren. Ein Rundgang durch die Räumlichkeiten offenbart nicht nur die beeindruckende Größe der ehemaligen Bibliothek, die einst 500.000 Bände beherbergte, sondern auch die ehrgeizigen Pläne für die Zukunft dieser historischen Stätte.

Mit einem klaren Ziel vor Augen verpflichtet sich Lust, das Gebäude innerhalb der nächsten zehn Jahre denkmalgerecht zu sanieren und einer neuen Nutzung zuzuführen. „Wir haben uns mit der Universität darauf verständigt, dass wir frühestens 2026 mit den eigentlichen Bauarbeiten beginnen können,“ erklärt er. Das laufende Jahr und das kommende Jahr dienen zuerst der Planung, bevor die umfangreichen Renovierungsarbeiten starten können.

Architektur und Geschichte

Die Architektur des Gebäudekomplexes ist ebenso bemerkenswert wie seine Geschichte. Der dreiteilige Bau aus den 50er Jahren wird von Lust als „ein liegendes Buch, ein stehendes Buch und ein Verwaltungstrakt“ beschrieben. Diese Einteilung ist nicht nur rein funktional; sie spiegelt die umfassende Recherche wider, die damals von Architekten angestellt wurde, die weltweit Bibliotheken studierten, um ein optimales Gebäude für Gießen zu schaffen. Diese kreative Herangehensweise führte zur Entscheidung, mehrere Baukörper um einen hellen Innenhof anzuordnen, was zur Ästhetik und zur Funktionsfähigkeit des Komplexes beiträgt.

Ein zentrales Thema der bevorstehenden Sanierung ist der Asbest, dessen Beseitigung besondere Aufmerksamkeit erfordert. Dr. Lust hebt hervor, dass der Bücherturm die größte Herausforderung darstellen wird. Da der gesamte Komplex unter Denkmalschutz steht, sind sorgfältige Abstimmungen mit den zuständigen Behörden nötig. „Wir sind nicht verpflichtet, das Gebäude so wiederherzustellen, wie es ursprünglich war, aber wir müssen darauf achten, dass wir die historischen Elemente, die noch vorhanden sind, erhalten.“

Eine der innovativen Ideen, die Lust für den ehemaligen Lesesaal entwickelt hat, ist die Schaffung eines Co-Working-Spaces. Diese Einrichtung könnte jungen Unternehmen als Inkubator dienen und in enger Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität stehen, um kreative Synergien zu fördern. Dies würde nicht nur eine moderne Nutzung des Raums ermöglichen, sondern auch die Verbindung zwischen Universität und Wirtschaft stärken.

Zusätzlich zu den Überlegungen für den Co-Working-Space denkt Lust auch an alternative Nutzungen, wie Schulungen, Vorlesungen oder Seminare für Unternehmen, die in den renovierten Räumlichkeiten stattfinden könnten. Für die kommenden Monate liegt der Fokus jedoch primär auf der statischen Sicherheit und den Brandschutzmaßnahmen im Bücherturm, der zusätzlichen Planungszeit bedarf.

Der Bücherturm wird durch seine kühne Architektur hervorgehoben, die eine zwölfgeschossige Struktur darstellt. Im Inneren dieses einzigartigen Gebäudes sind die Bücherregale mit den Außenwänden verbunden, was eine vielseitige Raumnutzung ermöglicht. Lust beschreibt den Turm als „ein frei tragendes Gebäude mit einem Deckel, das wie eine Glocke über das Regal gestülpt ist“. Dennoch bleibt die Herausforderung der Belichtung bestehen: „Der Raum ist nur 2,20 Meter hoch, wenn man das Regal entfernt.“ Diese Aspekte gilt es zu berücksichtigen, um das Bauwerk für zukünftige Nutzungen optimal anzupassen.

Im Gegensatz dazu ist die Sanierung des Verwaltungstrakts vergleichsweise unkompliziert. Hier werden energetische Maßnahmen ergriffen, inklusive des Austausches der Fenster, um den Energiebedarf zu senken und die Effizienz zu steigern.

Veranstaltungen zur Baukultur

Im Rahmen einer Veranstaltung, die unter dem Motto „Gute Räume für sozialen Zusammenhalt – Baukultur im Bestand“ stand, wurden innovative Projekte aus ganz Deutschland vorgestellt. Die Teilnehmer erhielten Einblicke in kreative Umnutzungen, wie die Samtweberei in Krefeld oder das Projekt Bellevue di Monaco in München, die als Inspiration für die geplante Sanierung der Alten Universitätsbibliothek dienen können. Ebenso hatten die Anwesenden die Gelegenheit, sich über lokale Projekte, darunter auch die Gesamtschule Gießen-Ost, zu informieren.

Die Ältere Universitätsbibliothek in Gießen ist nicht nur ein Zeichen für die historische Bedeutung der Stadt, sondern auch ein faszinierendes Beispiel für zukünftige Baustrategien, die auf Bewahrung und gleichzeitig auf innovative Nutzung setzen. Die kommenden Jahre versprechen, spannend zu werden, während der Komplex von Dr. Wolfgang Lust in ein modernes, multifunktionales Zentrum transformiert wird, das sowohl die Geschichte und Architektur der Stadt ehrt als auch zukunftsorientierte Lösungen bietet.

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