Bonn (ots)
Im Gazastreifen beginnt eine herausfordernde Impfkampagne gegen Polio, die sich als lebensrettend für die jüngsten Mitglieder der Bevölkerung erweisen könnte. Am 1. September 2024 startete CARE, eine international bekannte Hilfsorganisation, die Impfung von Kindern unter zehn Jahren im Gesundheitszentrum Deir Al-Balah. In den ersten Tagen der Kampagne wurden bereits 2.124 Kinder mit dem oralen Polio-Impfstoff Typ 2 (nOPV2) geimpft. Die Initiative steht unter dem Dach einer breiteren Zusammenarbeit zwischen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), UNICEF und anderen Partnern, die sich zum Ziel gesetzt haben, insgesamt 640.000 Kinder im Gazastreifen zu immunisieren und damit eine der verheerendsten Infektionskrankheiten einzudämmen.
Die Notwendigkeit dieser Impfaktionen wird durch die gravierenden humanitären Bedingungen im Gazastreifen verstärkt. Überfüllte Notunterkünfte, eine kritische Wasserknappheit und der Mangel an grundlegenden Hygieneartikeln haben zur Beschleunigung von vermeidbaren Krankheiten wie Polio beigetragen. In diesem Kontext äußert Jolien Veldwijk, die Länderdirektorin von CARE für die Westbank und Gaza, Besorgnis: „Mit dem Polio-Ausbruch wird auf alarmierende Weise erneut deutlich, wie der stark eingeschränkte humanitäre Zugang und das Fehlen eines dauerhaften Waffenstillstands unnötiges Leid für die Bevölkerung weiter verstärken.“ Diese Situation erfordert umgehende Maßnahmen und Unterstützung.
Rückkehr einer vermeidbaren Krankheit
Polio galt im Gazastreifen vor 25 Jahren als besiegt. Die Rückkehr dieser hoch ansteckenden und potenziell lähmenden Krankheit ist ein alarmierendes Zeichen für die Verschlechterung der humanitären Lage. Konflikte haben nicht nur das Gesundheitssystem nahezu völlig zerstört, sondern auch die Infrastruktur für Abwasserentsorgung und sauberes Trinkwasser erheblich beeinträchtigt. Diese Umstände tragen maßgeblich zur Verschärfung der Gesundheitskrise bei. Die unzureichende Verfügbarkeit von Medikamenten, Wasser und Hygieneartikel verstärkt die Anfälligkeit der Bevölkerung für Krankheiten. Um dieses gefährliche Virus zu stoppen, soll eine beträchtliche Menge von 1,6 Millionen Dosen des nOPV2-Impfstoffs nach Gaza gebracht werden.
Diese Covid-19-ähnliche Kühlkette für Impfstoffe ist von entscheidender Bedeutung. Die verabreichten Dosen werden an zentralen Stellen im Gazastreifen gelagert, bevor sie an noch funktionierende Gesundheitseinrichtungen verteilt werden. Das Engagement der WHO, die Impfstoffverteilung zu unterstützen und möglicherweise zusätzliche Dosen bei Engpässen bereitzustellen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt in dieser Krise.
Sicherstellung humanitärer Hilfe
Angesichts der untenliegenden Gewalt und der wachsenden Unsicherheit im Region verurteilt CARE die brutalen Angriffe auf Israel, die am 7. Oktober stattfanden, und fordert die Konfliktparteien zu einer sofortigen Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf. Sie fordert ebenfalls einen dauerhaften Waffenstillstand und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe im Gazastreifen sowie die Evakuierung von verletzten Personen und Kranken. In Anbetracht der dramatischen Umstände ist die humanitäre Hilfe in der Region nach wie vor unzureichend und extrem schwierig.
Die aktuellen Entwicklungen im Gazastreifen stehen im Kontext einer humanitären Katastrophe. Menschen in Not sind auf Unterstützung angewiesen, und die Rückkehr von Polio unterstreicht die Dringlichkeit, gegen vermeidbare Krankheiten anzukämpfen und die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern. Die Aktion von CARE ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Herausforderungen, die die Organisation zu bewältigen hat, sind gewaltig.