Die Musikalische Komödie Leipzig (MuKo) zählt zu den wenigen deutschen Repertoiretheatern, die sich gezielt auf Operette und Musical spezialisiert haben. Vor kurzem wurde Michael Nündel, ein talentierter Dirigent aus Chemnitz, in seine neue Position berufen. Diese Ernennung ist von besonderer Bedeutung, da er die Nachfolge hochgeschätzter Persönlichkeiten wie Roland Seiffarth und Stefan Klingele antritt, die maßgeblich die künstlerische Ausrichtung des Theaters geprägt haben. Nündel wird die musikalische Leitung des Hauses übernehmen, das kürzlich modernisiert wurde, eine Chance, die für ihn sowohl herausfordernd als auch aufregend ist.
„Ich liebe die noch immer unterschätzten Gattungen Operette und Musical“, erklärt Nündel enthusiastisch. Diese Leidenschaft war offensichtlich, als er während der Premierenserie von „The Producers“ das Angebot erhielt. Die Inszenierung, eine scharfe Parodie auf den Kult des Broadway, hat sich inzwischen als hitverdächtig etabliert. Nündel hebt die charakteristische Absurdheit des Stückes und die beeindruckenden musikalischen Möglichkeiten des MuKo-Orchesters hervor. Er ist begeistert davon, dass für die Saxofon-Positionen lediglich ein Gastmusiker benötigt wurde, und schätzt die große Schlagzeuggruppe. Diese Bedingungen heben das MuKo-Orchester deutlich von anderen musikalischen Ensembles ab.
Die Herausforderungen und Chancen
In den vorangegangenen Festanstellungen, unter anderem am Theater Kiel und Staatstheater Darmstadt, war Nündel für die Einstudierung von Operetten und Musicals verantwortlich. Dort bemerkte er oft eine gängige Problematik: In größeren Mehrspartenhäusern wird das Musiktheater oft nur als Geldquelle betrachtet, was zu einer simplifizierten und oberflächlichen Aufführungstechnik führt. Nündel hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kunstgattungen mit Ernsthaftigkeit und Tiefe zu begegnen, was er in der MuKo als besonders vorteilhaft empfindet. „Hier steht das musikalische Unterhaltungstheater im Vordergrund und ist nicht dem Druck ausgesetzt, Profit zu machen“, unterstreicht er.
Nündel bringt nicht nur Erfahrung, sondern auch kreative Visionen mit in sein neues Amt. Besonders überrascht zeigt er sich über die Lücken im Repertoire des Theaters. Trotz seiner bedeutenden Rolle in der DDR wurden einige außergewöhnliche Werke noch nie aufgeführt. Dazu gehören Jacques Offenbachs „Die Großherzogin von Gerolstein“ und Stephen Sondheims „Into the Woods“. Mit seiner neuen Position hat er die Möglichkeit, diese und andere Stücke auf die Bühne zu bringen und frischen Wind in die Programmgestaltung zu bringen.
Die Liebe zur Musik
Die Künstlerkarriere von Michael Nündel ist bemerkenswert. Er hat sich intensiv mit der Welt von Operette und Musical beschäftigt und ist stolz darauf, diese Genres gründlich erlernt zu haben. Sein musikalischer Werdegang, der von einer „wilden Zeit“ in Berlin geprägt war, brachte ihm wertvolle Erfahrungen. Dort assistierte er bei Dagmar Manzels ersten Schritten in der Operette „La Périchole“ und dirigierte einige der bekanntesten Stücke wie „Happy End“. Diese vielfältigen Erfahrungen haben ihm ein fundiertes Verständnis für die verschiedenen Aspekte der Musiktheaterkunst vermittelt.
Nündel setzt sich für eine präzise Artikulation im Musiktheater ein. „Für mich ist die präzise Artikulation im Musiktheater viel wichtiger als das Tüfteln an betörenden Klangfarben“, sagt er. Sein Streben nach perfektem Zusammenspiel von Text, Musik und Tanz zeichnet ihn als einen außergewöhnlichen Vertreter einer anspruchsvollen Unterhaltungs- und Theaterkultur aus. Mit seiner neuen Rolle hat er die Möglichkeit, einen bleibenden Eindruck im Bereich Operette und Musical zu hinterlassen, indem er ein Theater führt, das sich dem tiefen Verständnis dieser Genres verschrieben hat.