Die Synagoge in Harmuthsachsen ist dabei, sich von einer jahrzehntelangen Isolation zu befreien und öffnet am Sonntag, den 8. September, ihre Türen für die Öffentlichkeit. Dieser Tag fällt zusammen mit dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals, was die Eröffnung besonders bedeutend macht. Ab 15 Uhr haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich die Synagoge an der Bilsteinstraße 15 anzuschauen. Mitglieder des Vereins Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis stehen bereit, um über die faszinierende Geschichte des Gebäudes und die zukünftigen Pläne zu informieren. Auch musikalische Einlagen, unter anderem Jazz, werden dieses einmalige Erlebnis abrunden.
Dr. Martin Arnold, Vorsitzender des Vereins, war maßgeblich an der Wiederbelebung der Synagoge beteiligt. Vor gut sechs Monaten war der Moment gekommen, als er den Schlüssel drehte und das Gebäude nach Jahren des Verfalls erstmals wieder zugänglich machte. Der Kauf der Synagoge stellte eine große Herausforderung für den kleinen Verein dar, der über Jahre hinweg an der Verhandlung festhielt und letztlich erfolgreich war. Diese Veranstaltung markiert nicht nur einen historischen Moment für die Gemeinde, sondern auch einen symbolischen Akt der Erinnerung und des Respekts gegenüber der jüdischen Geschichte der Region.
Pläne für die Zukunft der Synagoge
Die Vision für die Synagoge geht weit über die reine Erhaltung hinaus. Das Gebäude soll als Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen und Vorträge dienen. Hinzu kommt die Idee, im angrenzenden ehemaligen Lehrerhaus ein kleines Museum einzurichten, das der jüdischen Regionalgeschichte gewidmet ist. Diese Pläne sind das Ergebnis umfangreicher Workshops und Gespräche, die in letzter Zeit stattfanden.
Finanzielle Herausforderungen meistern
Die finanziellen Rahmenbedingungen sind angespannt. Neben den Herausforderungen für die Nutzung des Zwischengebäudes steht der Abriss eines einsturzgefährdeten Nebengebäudes an, der geschätzte Kosten zwischen 30.000 und 50.000 Euro verursachen könnte. Diesem finanziellen Druck kann der Verein momentan nicht nachkommen. Friedhelm Junghans, der für die Finanzen des Vereins verantwortlich ist, machte auf der letzten Mitgliederversammlung deutlich, dass ohne Unterstützung und klare finanzielle Perspektiven die Pläne gefährdet sind.
Die umfangreiche Kostenschätzung für die notwendigen Instandhaltungsarbeiten beläuft sich auf beeindruckende 610.000 Euro, wobei allein für die Synagoge 180.000 Euro und für das Lehrerhaus 430.000 Euro kalkuliert wurden. Diese Zahl stammt von Architektin Barbara Koch, die bereits 2000 an der Sanierung der Synagoge beteiligt war. Momentan ist die Finanzierung zu einem zentralen Anliegen des Vereins geworden.
Durch Spenden konnten allerdings bereits 27.000 Euro im Jahr 2023 aufgebracht werden, darunter auch zwei anonymen Großspender, die dem Verein mit jeweils 5.000 Euro unter die Arme griffen. Daneben sichert sich der Verein Einnahmen durch seine Bildungsangebote. Die Zusammenarbeit mit der Landesdenkmalbehörde geht zwar weiter, jedoch sind auch hier die finanziellen Hilfen nicht ausreichend und werden nur anteilig gewährt, was den Fortschritt zusätzlich verlangsamt.
Die Ehrenamtlichen des Vereins, unterstützt von Schulklassen, haben in den letzten Monaten viel für die Instandhaltung getan. Das gemeinsame Engagement zeigt das starke Interesse an der jüdischen Geschichte der Region und die Bestrebungen, diese durch kulturelle Angebote lebendig zu halten. Doch der Weg zur vollständigen Erneuerung ist lang und voller ungewisser finanzieller Hürden.
Die heutige Besichtigung der Synagoge am 8. September ist eine Chance für die Besucher, sich über die Vergangenheit, die Gegenwart und die zukünftigen Pläne des Vereins zu informieren und gleichzeitig ein Stück Geschichte zu erleben.
Für weitere Informationen zur Besichtigung und zum Programm der Synagoge in Harmuthsachsen stehen die Mitglieder des Vereins gerne zur Verfügung.