Neubrandenburg

Zusammenhalt im Wandel: Wie wir heute füreinander da sind

Der Artikel beleuchtet den vermeintlichen stärkeren Zusammenhalt in der DDR-Zeit und widerspricht der Annahme, dass die heutige Generation egoistischer sei, indem er persönliche Erfahrungen von Miteinander und Hilfsbereitschaft in modernen Freundschaften darstellt und damit die soziale Verbundenheit betont.

Immer wieder hört man die nostalgische Klage, dass der Zusammenhalt in der ehemaligen DDR stärker gewesen sei. Die Erzählungen sind oft durchzogen von einem Gefühl der Gemeinschaft, in dem man einander half, gemeinsam anpackte und die widrigen Umstände des Lebens teilte. Vor allem ältere Generationen, die in dieser Zeit sozialisiert wurden, schildern eine Realität, in der Neid ein Fremdwort war, weil damals alle in ähnlichen Verhältnissen lebten.

Es ist jedoch an der Zeit, diese Sichtweise zu hinterfragen. Kritiker könnten argumentieren, dass die heutige Jugend und die Gesellschaft generell egoistischer geworden sind. Aber in meinem Freundeskreis erlebe ich Tag für Tag etwas ganz anderes. Hier helfen wir uns gegenseitig, sei es bei Umzügen oder einfach in der alltäglichen Kommunikation. Es wird nachgefragt, wie es den Eltern, Großeltern und Geschwistern geht. Der Kontakt untereinander bleibt lebendig.

Der Bedarf an Gemeinschaft und Unterstützung

Wir leben in einer Zeit, in der es nicht mehr notwendig ist, kollektive Ideale wie die der Freien Deutschen Jugend oder einer sozialistischen Einheitspartei zu haben, um unsere Nachbarn und Freunde zu unterstützen. Es bedarf keiner großen politischen Versammlung, um unser Bedürfnis nach Hilfe und Unterstützung zu erleben. Auch wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sich geändert haben, bleibt das Wesen der Menschlichkeit erhalten.

Die Wende in den 90er Jahren brachte viele Veränderungen mit sich. Viele Orte, wo sich Menschen trafen und gemeinsam Zeit verbrachten, sind heute geschlossen oder in einem Zustand des Verfalls. Dörfer, die einst lebendige Gemeinschaften waren, haben an Vitalität verloren, was natürlich zu einem Gefühl der Einsamkeit führen kann. Dieses Phänomen ist gut nachvollziehbar und hat seine eigenen Herausforderungen.

Dennoch möchte ich betonen, dass meine Generation nicht durch Individualität oder Selbstverliebtheit geprägt ist. Wir sind ebenso sozial geprägt wie unsere Vorfahren. Freiheit, die uns heute möglich ist, bedeutet nicht, dass wir weniger an unseren Mitmenschen interessiert sind. Wenn sich jemand entscheidet, nach der Schule einen neuen Weg einzuschlagen, ist das nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern auch ein Ausdruck von Freiheit und selbstbestimmtem Leben.

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