Bremen

Frühchen Thea: Ein neuer Lebensabschnitt dank der Frauenmilchbank Bremen

In Bremen profitieren extrem Frühgeborene wie Thea, die am 22. Juni zur Welt kam, von gespendeter Muttermilch aus der seit drei Jahren bestehenden Frauenmilchbank am Klinikum Bremen-Mitte, die ihnen eine bessere Ernährung und Unterstützung während der kritischen ersten Lebenswochen bietet.

Thea liegt friedlich in ihrem Wärmebettchen, umgeben von einer sanften Atmosphäre, die ihre Eltern mit liebevoll ausgesuchten Klamotten aus der Heimat bereichert haben. An diesem besonders schönen Tag trägt sie ein niedliches Baumwollshirt, das mit bunten Hühnern und Enten bedruckt ist. Ihre Körpersprache spricht Bände: Arme seitlich ausgestreckt, Gesichtsausdruck entspannt – ein Hinweis darauf, dass es der kleinen Thea gut geht. Thorsten Körner, der Leiter der Neonatologie am Klinikum Bremen-Mitte, ist einer der ersten, der die Geburt der kleinen Kämpferin miterlebt hat.

Am 22. Juni erblickte Thea, 630 Gramm schwer und gut vier Monate zu früh, das Licht der Welt. „Alles geschah plötzlich, nur drei Tage nachdem wir ins Krankenhaus gekommen waren“, erinnert sich ihre Mutter an die Ereignisse, die ihr Leben für immer veränderten. Diskussionen über extrem Frühgeborene, wie Thea, sind nicht selten in der Neonatologie, wo jeder Tag über Leben und Tod entscheidet.

Wie gehen Kliniken mit Frühgeborenen um?

Thea hat sich in den letzten Wochen hervorragend entwickelt. Sie hat die Intensivstation verlassen und braucht jetzt nur noch die leichteste Form der Atemunterstützung. „Es ist so schön, sie aus ihrem Bettchen zu nehmen und mit ihr zu kuscheln“, sagt ihre Mutter stolz. „Sie kann sogar schon an die Brust angelegt werden.“

Doch nicht alle Mütter sind in der Lage, ihre Kinder aufgrund der Prematurität selbst zu stillen. Torsten Körner und Oberärztin Birte Tröger haben vor drei Jahren eine Initiative ins Leben gerufen, die in Bremen einzigartige Frauenmilchbanken etabliert hat. Diese Einrichtungen sammeln, lagern und verarbeiten gespendete Muttermilch, die dann kleinen Patienten zur Verfügung gestellt wird.

„Muttermilch ist nicht nur besonders gut verträglich, sie wirkt wie ein flüssiges Medikament für unsere kleinen Patienten“, erklärt Körner. „Es ist Wissenschaftlich belegt, dass Muttermilch die beste Nahrung für Frühgeborene ist.“ Die wohltuende Wirkung der Muttermilch ist auch den Eltern von Thea bekannt, die von den Vorteilen begeistert sind. Sie haben die gespendete Milch sofort in Anspruch genommen und zeigen sich erfreut über die positive Entwicklung ihres Kindes.

Die Herkunft der gespendeten Muttermilch

Die Bremer Frauenmilchbank funktioniert über ein einzigartiges Spendeprinzip: Mütter, die im Klinikum Mitte entbunden haben und selbst über ausreichend Milch verfügen, können Spenden an die Einrichtung abgeben. Die Kinder erhalten dabei stets die Muttermilch einer einzelnen Spenderin. Dies geschieht unter strengen Auflagen, um sicherzustellen, dass keine gesundheitlichen Risiken bestehen. Jede Spende wird sorgfältig auf Keime und Krankheitserreger getestet.

In den vergangenen sechs Monaten konnten 13 Frühgeborene von der Frauenmilchbank profitieren – das meiste nur für kurze Zeit. Die Versorgung wird bei Bedarf schnell angepasst, um den kleinen Patienten optimal zu helfen. „Die allermeisten erhalten die gespendete Muttermilch nur wenige Tage, im längsten Fall waren es 16 Tage“, so Körner.

Dennoch sind viele Kliniken in Deutschland auf die gute Zusammenarbeit mit Frauenmilchbanken angewiesen. „Wir setzen uns für eine flächendeckende Versorgung ein, denn nicht alle Mütter können ihren kleinen Lieblingen ausreichend Milch geben“, so Körner weiter.

Finanzierung und Unterstützung der Einrichtung

Ein großes Problem stellt die Finanzierung dar. Bisher übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Frauenmilchbanken nicht. „Bislang steht dies nicht im Leistungskatalog der Kassen“, bedauert Körner. Dies führt oft dazu, dass Einrichtungen nur durch private Initiativen betrieben werden. Die Bremer Klinikleitung hat sich auf Landesebene dafür eingesetzt, dass die Gelder für die Frauenmilchbank bereitgestellt werden – in diesem Jahr sind es 64.800 Euro, die aus dem Gesundheitsressort kommen.

Senatorin Claudia Bernhard erläuterte die Bedeutung der Frauenmilchbank: „Wir unterstützen wichtige Projekte, die Frühgeborenen eine bessere Lebensqualität bieten und die Mütter in dieser schwierigen Phase entlasten.“ Viele Mütter können sich so von der belastenden Geburt erholen und gleichzeitig eine Stillbeziehung zu ihrem Baby aufbauen. Ein solcher Prozess ist von zentraler Bedeutung, gerade nach einem langen Klinikaufenthalt. „Wir streben an, dass die Krankenkassen die Finanzierung übernehmen, um alle Eltern von Frühgeborenen gleich zu behandeln und keine Unterschiede zu machen“, ergänzt ein Sprecher von Bernhard.

Die Vorzüge von Muttermilch sind auch im Kontext der Studienlage unbestritten: Gewichtszunahme, besserer Schutz vor Infektionen und chronischen Krankheiten. Bis Thea endgültig nach Hause kommen kann, braucht sie noch die erforderliche Reife. Ihre Eltern warten gespannt auf den Moment, an dem sie zusammen als Familie die Klinik verlassen können.

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