Memmingen

Mit ‘Udo’ und dem Urelefanten: Eine Reise in die Urgeschichte Memmingens

Die Sonderausstellung „Udo trifft Giganten der Urzeit“ im Memminger Antoniersaal, die bis zum 12. Oktober 2024 zu sehen ist, präsentiert bedeutende fossile Funde, darunter die Nachbildung des Menschenaffen „Udo“ und Teile des Urelefanten, um auf die faszinierende Erdgeschichte des Allgäus und die klimatischen Bedingungen vor Millionen Jahren aufmerksam zu machen.

In Memmingen hat vor kurzem die Sonderausstellung „Udo trifft auf Giganten der Urzeit“ eröffnet, die einen faszinierenden Einblick in die Welt vor Millionen von Jahren bietet. Museumsleiterin Regina Gropper begeisterte die Besucher mit einer Miniatur-Nachbildung des gigantischen „Hauerelefanten“, dessen beeindruckender Stoßzahn, über einen Meter lang und rund 17 Zentimeter dick, als eines der Hauptexponate ausgestellt wird.

Die Ausstellung ist bis zum 12. Oktober 2024 zugänglich und stellt nicht nur den Menschenaffen „Udo“ vor, dessen Überreste 2016 in der Tongrube Hammerschmiede entdeckt wurden, sondern auch Fossilien aus dem Benninger Ried, darunter frühzeitliche Vorfahren von Ziegen und Schweinen. Der Name „Udo“ wurde in Anspielung auf den Geburtstag des bekannten Rocksängers Udo Lindenberg gewählt, der zur Zeit der Entdeckung 70 Jahre alt wurde.

Wissenschaftliche Sensationen und historische Kontexte

Der Menschenaffe, der vor etwa zwölf Millionen Jahren im Allgäu lebte, wird in der Ausstellung dem beeindruckenden Urelefanten, auch bekannt als Deinotherium oder „Hauerelefant“, gegenübergestellt. Ob diese beiden Spezies jemals gemeinsam lebten, bleibt ungewiss, jedoch leben sie in einem ähnlichen geologischen Zeitraum und Teil des heutigen Allgäus. Die Entdeckung von „Udo“ hat sogar Auswirkungen auf die wissenschaftliche Diskussion über die Evolution des aufrechten Gangs: Es wird in Frage gestellt, ob dieser ausschließlich in Afrika entstanden ist.

Besonders bemerkenswert ist die Geschichte des Stoßzahns des „Hauerelefanten“. Dieser wurde bereits in den 1930er Jahren, also lange vor dem Zweiten Weltkrieg, im Benninger Ried ausgegraben und wanderte in das Archiv des Memminger Stadtmuseums, wo er fast 90 Jahre lang unbeachtet blieb. Erst als Dr. Klaus Schamel durch einen alten Zeitungsartikel auf den Zahnbefund aufmerksam wurde, konnte der lange Zeit vergessene Fund wiederentdeckt werden. Regina Gropper war damals völlig verblüfft, als sie die Überreste im Museumskeller entdeckte. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher gab schließlich das grüne Licht zur Vorbereitung dieser bemerkenswerten Ausstellung.

In der Tongrube Hammerschmiede wurden seit über 50 Jahren beeindruckende 25.000 Fossilien entdeckt, die aus 145 verschiedenen Wirbeltierarten stammen. Diese Funde sowie die Überreste des Urelefanten mit einer stattlichen Rückenhöhe von fünf Metern bieten bedeutende Hinweise auf die klimatischen Bedingungen nach dem Aussterben der Dinosaurier. Im sogenannten Miozän, als „Udo“ und der „Hauerelefant“ lebten, war es deutlich wärmer als heute: Die Temperaturen lagen etwa acht bis zehn Grad über dem heutigen Niveau, und in großen Teilen Europas herrschte ein mildes und trockenes Klima. Diese Erkenntnisse sind für die Wissenschaftler von großem Wert, da sie aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel besser verstehen helfen.

Die Sonderausstellung ist von Mittwoch bis Freitag von 13 bis 17 Uhr und an Wochenenden von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zudem gibt es spezielle Kuratorenführungen an ausgewählten Tagen im September und Oktober, die den Besuchern tiefere Einblicke in die Ausstellungsstücke bieten. Interessierte sollten auch einen Ausflug zur Pforzener Tongrube in Betracht ziehen, wo vielfältige Workshops, einschließlich Kindergrabungen, angeboten werden.

Für weitere Informationen über die Ausstellung und die Tongrube können die Interessierten die Webseite tongrube-hammerschmiede.de besuchen. Wer stets über die neuesten Entwicklungen und Ereignisse informiert bleiben möchte, kann sich auch für den täglichen Kurier-Newsletter anmelden oder dem Memminger KURIER auf Facebook folgen.

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