In einer besorgniserregenden Wendung für die deutsche Schiffbauindustrie hat die Fosen Werft GmbH Insolvenz angemeldet. Dies geschah nur einen Tag, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz die Rettung der Meyer Werft in Papenburg angekündigt hatte, was als Hoffnungsschimmer für zahlreiche Arbeitsplätze galt. Die Fosen Werft, die seit 1918 besteht, hat mit großen Herausforderungen zu kämpfen.
In Stralsund, wo die Insolvenz beantragt wurde, ist die Nachricht über den Verfahrensantrag bei den Beschäftigten auf stark gemischte Reaktionen gestoßen. Die IG Metall bezeichnete dies als einen „Schlag ins Gesicht“ für die Mitarbeiter, die sich nun in einer ungewissen Zukunft sehen. Diese erneute Insolvenz trifft die Werften-Hochburg besonders hart, die schon zuvor mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert war.
Hintergründe der Insolvenz
Wie berichtet wird, haben die Fosen Werft und ihre Tochtergesellschaft Fosen Werft Stralsund GmbH der Insolvenzgrund gerichtlich bestätigt. Der Rechtsanwalt Biner Bähr von der Kanzlei White & Case wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Diese Entwicklung folgt auf die Kündigung des Pachtvertrags für das Werftgelände durch die Stadt Stralsund, die den Schritt mit dem Mangel an gesicherten Aufträgen und nicht erfüllten Arbeitsplatzversprechungen begründete.
Die Fosen Werft, die zur Muttergesellschaft in Norwegen gehört, hat zuvor bereits in der Heimat Insolvenz anmelden müssen. Während die deutschen Ableger zunächst nicht betroffen waren, zeigt sich nun die gesamte Branche in einer prekären Lage. Die Fosen Werft hat deutlich gemacht, dass es trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen ist, ausreichende Aufträge aus dem Schiff- und Stahlbau nach Stralsund zu holen.
Sanierung der Gorch Fock und Zukunftsperspektiven
Ein bemerkenswerter Einschnitt ist, dass kurz vor dem Insolvenzantrag das indes traditionsreiche Segelschulschiff Gorch Fock in der Stralsunder Werft saniert wurde. Diese Sanierungsarbeiten wurden von EU, Bund sowie dem Land Mecklenburg-Vorpommern mit über zehn Millionen Euro unterstützt. Die Gorch Fock gilt als ein Wahrzeichen für die Region und spielt eine bedeutende Rolle im maritimen Erbe Deutschlands.
Der NDR berichtet zudem, dass es trotz der Insolvenz bereits Interessenten für eine Übernahme gibt. So plant die Strela Shiprepair Yard, ebenfalls in Stralsund ansässig, in die Lücke zu springen, die durch den Rückzug der Fosen Werft entstanden ist. Die Möglichkeit einer Übernahme könnte der angeschlagenen Werftlandschaft ein wenig Hoffnung geben, dass nicht alle Spuren der Insolvenz unumkehrbar sind.
In dieser kritischen Zeit für die Schiffbauindustrie ist nicht nur die Zukunft der Fosen Werft, sondern auch die vieler Beschäftigter ungewiss. Die aktuellen Entwicklungen werfen einen Schatten auf die gesamte Branche und lassen die Sorge um die wirtschaftliche Stabilität erneut aufkeimen. Die Situation fordert dringend Aufmerksamkeit und möglicherweise transparente Lösungen, um die Arbeitsplätze zu sichern und die Zukunft des Schiffsbaus in Deutschland zu gestalten.