Vor den Thüringen-Wahlen verzeichnet das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beeindruckende Umfrageergebnisse. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass die neu gegründete Partei auf zwischen 17 und 19 Prozent der Stimmen kommt. Das ist besonders beachtlich für eine Partei, die erst vor weniger als einem Jahr ins Leben gerufen wurde. Doch trotz dieser Erfolge ist es die Person, die oft im Schatten steht, die die Frage aufwirft, wie viel Einfluss sie auf den Erfolg des BSW tatsächlich hat: Oskar Lafontaine.
Bekannt als der charismatische und erfahrene Politiker, könnte Lafontaine, der früher sowohl der SPD als auch der Linkspartei vorstand, hinter den Kulissen an der Strategie des BSW mitwirken. Diese Spekulationen sind nicht unbegründet, denn sein Engagement in der Partei seiner Frau, Sahra Wagenknecht, ist aktuell Thema zahlreicher Diskussionen. Er trat im Januar diesem Bündnis bei und betonte, dass er „selbstverständlich Mitglied des BSW“ sei, nach dem er zuvor betont hatte, nicht an der Gründung interessiert gewesen zu sein.
Ein überraschender Auftritt in Suhl
Der Wahlkampf von Sahra Wagenknecht wird von verschiedenen Vorfällen geprägt, doch ein Ereignis sticht besonders hervor: Nach einer Wahlkampfveranstaltung in Suhl kommt es zu einer unerwarteten Konfrontation mit der Presse. Ein Journalist versucht gerade, eine Frage zu stellen, als Oskar Lafontaine plötzlich auftritt und sich schützend zwischen die Reporterschaft und seine Frau stellt. Lautstark äußert er, dass dieser Journalist bereits wichtige Fragen an ihn gerichtet habe und stellt damit die Rolle von Sahra Wagenknecht ins Schattenlicht der Öffentlichkeit.
Doch Wagenknecht zeigt sich unbeeindruckt und reagiert mit einer sanften Handbewegung, die ihren Mann freundlich, aber bestimmt signalisiert, dass er sich zurückziehen soll. Dies geschieht ohne eine weitere Diskussion, und Lafontaine fügt sich. Sahra Wagenknecht nimmt dann die Fragen der Presse in aller Ruhe auf, was auf ihre ausgeglichene Persönlichkeit und ihre Fähigkeit hindeutet, in stressigen Situationen die Kontrolle zu behalten. Diese Dynamik zwischen den beiden ist nicht nur unterhaltsam, sondern könnte auch für die Wählerschaft, die auf authentische und starke Persönlichkeiten setzt, von Bedeutung sein.
Der Moment verdeutlicht eindrucksvoll, wie das BSW den Wahlkampf nicht einfach mit plakativen Aussagen führen will, sondern sich auf eine persönliche und zugängliche Art und Weise dem Wähler präsentieren möchte. Das haben die Umfragen offenbar auch genützt. Wagenknecht scheint mit ihrem Ansatz, unter Zuhilfenahme ihrer entscheidenden Menschenkenntnis, ein gewisses Vertrauen bei potenziellen Wählern aufzubauen.
Die Entwicklung von Lafontaine, der offiziell bereits aus der Politik zurückgezogen war, wirft interessante Fragen zu seiner Rolle im BSW auf. Ist er ein stiller Schachmeister, oder steckt tatsächlich mehr Einfluss hinter seinen Aktivitäten als es auf den ersten Blick erscheint? Diese Frage wird die politische Landschaft in Thüringen weiterhin begleiten, insbesondere wenn die Wahlen näher rücken.