Am Sonntag, dem 8. September, fand im malerischen Rosenheim das traditionelle Erntedankfest statt, das im Mangfallpark Süd eine willkommene Auszeit vom Festtrubel der Wiesn bot. Tausende von Gläubigen versammelten sich, um an dieser feierlichen Veranstaltung teilzunehmen, die von Stadtpfarrer Domkapitular Monsignore Thomas Schlichting geleitet wurde. Unterstützt wurde er von der evangelischen Dekanin Dagmar Häfner-Becker. Der Tag war geprägt von nachdenklichen Momenten, die sowohl die aktuellen Herausforderungen als auch die Dankbarkeit für die Ernte thematisierten.
Der Gottesdienst, der im Mangfallpark stattfand, war für Stadtpfarrer Schlichting eine Premiere. Unter den warmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein versammelten sich die Gläubigen früh am Morgen, um Teil dieser festlichen Feier zu sein. Diese Stellungnahme zeigt, wie wichtig es für die Gemeinde ist, in schwierigen Zeiten wie diesen zusammenzukommen.
Tradition und Gemeinschaft
Der mit Spannung erwartete Kirchenzug startete auf dem Max-Josefs-Platz und war beeindruckend. Über 30 Vereine sowie Vertreter verschiedener Handwerkszünfte, Musikkapellen, Pferdegespanne und kunstvoll gebundene Erntekronen sorgten für ein farbenfrohes Bild. Das bekannteste Symbol, das Erler-Kreuz, wurde von den Erlern mit einer bemerkenswerten Anstrengung zu den Feierlichkeiten getragen. Mit einem Gewicht von 300 Kilogramm war das Tragen des Holzkreuzes keine leichte Aufgabe. Diese Tradition spiegelt die tiefe Verbindung der Gemeinde zu ihren Wurzeln und zur Landwirtschaft wider.
Eine wichtige Rolle spielten beim Fest die Bauernehepaare, die während des Gottesdienstes Brot und Trauben zum Altar brachten. Luisa und Bernhard Astl aus Flintsbach hatten die Ehre, dieses Jahr diese wichtige Aufgabe zu übernehmen. „Das ist schon eine große Ehre“, äußerte sich das Paar. Für Bernhard Astl war dies auch eine Gelegenheit, auf das vergangene Bauernjahr zurückzublicken. Trotz der Herausforderungen durch Unwetter im Frühjahr war seine Ernte zufriedenstellend, was ihm Dankbarkeit für das Jahr abverlangte.
Im Laufe des Gottesdienstes wandte sich Stadtpfarrer Schlichting an die Versammlung und brachte die Frage nach dem diesjährigen Ernteerfolg in den Raum. Die Antwort der Rosenheimer Kreisbäuerin Katharina Kern war nüchtern: „Durchwachsen“. Wetterbedingte Probleme wie Starkregen und Hagel beeinträchtigten die Landwirte erheblich, was die Notwendigkeit weiterer Diskussionen über die Herausforderungen in der Landwirtschaft unterstrich.
Gesellschaftliche Herausforderungen ansprechen
In seiner Ansprache erinnerte Pfarrer Schlichting an die Bauernproteste im März und betonte die Komplexität der gegenwärtigen Welt, die durch steigende Abgaben und Bürokratisierung zusätzlich erschwert wird. Seine Worte „Die Welt ist komplexer geworden“ waren ein Aufruf zum Nachdenken über die Herausforderungen, vor denen die Landwirte stehen. Auch die Diskussion um Künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft kam zur Sprache. Er erkannte sowohl die Vorzüge als auch die Herausforderungen, die solche Technologien mit sich bringen können.
Auch die evangelische Dekanin Dagmar Häfner-Becker sprach nachdenklich über die Unsicherheiten in der heutigen Welt. Besonders nach den jüngsten Ereignissen wie dem Terroranschlag in Solingen sei das Gefühl der Unbeschwertheit in der Gesellschaft nicht mehr so präsent wie früher. Dennoch hob sie die Bedeutung von Festen wie dem Erntedank hervor, um zu zeigen, dass die Gemeinschaft stark bleibt und sich vereint zeigt.
Nach der feierlichen Eucharistie feierte die Gemeinde fortlaufend mit einem bunten Festzug, der durch die Straßen von Rosenheim zog und an zahlreichen Zuschauern vorbeiführte. Die Feiern gipfelten in einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Herbstfest, wo Tradition und Gemeinschaft weiter gefeiert wurden. Es war ein Tag voller Dankbarkeit, Erinnerungen und dem Bestreben, trotz der Herausforderungen in der Landwirtschaft und der Gesellschaft zusammenzuhalten.