Jedes Jahr wird in Mittelsachsen der Tag des offenen Denkmals gefeiert, und diesmal war die Eröffnung ein ganz besonderes Ereignis, das im frisch restaurierten Rathaus von Oederan stattfand. Der erste Beigeordnete des Landkreises, Dr. Lothar Beier, betonte die Bedeutung dieser Veranstaltung: „Der Tag des offenen Denkmals ist eine sehr wichtige Institution und ich freue mich immer wieder über die große Resonanz. An dieser Stelle danke ich den Eigentümern und Nutzern der Objekte, dass sie mitmachen und immer wieder ein schönes Programm bieten.“
Die Wahl des Ortes war kein Zufall. Das Oederaner Rathaus, ein 450 Jahre altes Gebäude, wurde in den letzten vier Jahren mit viel Engagement saniert. Dr. Beier erklärte, dass die Restauration des Rathauses optimal zum Motto des Tages „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ passt. Im Rahmen der Sanierung wurden spannende neue Erkenntnisse zur Baugeschichte gewonnen, und selbst unerwartete Entdeckungen wie gotische Farbfassungen im Büttelzimmer kamen ans Licht.
Denkmalpreise vergeben
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung der Denkmalpreise des Landkreises. Diese wurden in diesem Jahr an drei Personen für ihre bemerkenswerten Sanierungsprojekte verliehen. Der Preis geht an Familie Wachs für die Restauration eines ehemaligen Wohnstallhauses in Auerschütz, an Familie Demarczyk für die Sanierung der „Kriegers Mühle“ in Steinbach sowie an Rainer Berg für die Renovierung des Hohen Hauses in Rochlitz.
Familie Wachs wurde für die umfassende Sanierung eines 1836 erbauten Wohnstallhauses ausgezeichnet. Die Denkmalschützerin Andrea Alt lobte das herausragende Zusammenspiel aller Beteiligten und hob hervor, wie Tradition mit modernen Wohnansprüchen geschickt verbunden wurde. „Durch die ideale Konstellation zwischen dem Schätzen des Traditionellen und dem Wollen und Können im Umsetzen wurde das perspektivlose graue Entlein zu einem herausragenden Bau“, bemerkt Alt. Besonders die Fenster, die im Rahmen der Renovierung erneuert wurden, stellen einen wichtigen Kompromiss zwischen Denkmalschutz und Funktionalität dar.
Im Gegensatz dazu stand das Hohe Haus in Rochlitz, ein ehemaliges Problemgebäude. Laut Denkmalpfleger Thorsten Kühnrich-Benthin ist es eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt aus dem Mittelalter. Nach Jahren der Vernachlässigung erhielt das Haus eine umfassende Sanierung, die zahlreiche Kompromisse erforderte, um den Anforderungen des modernen Wohnens gerecht zu werden. Der Erhalt der traditionellen Stuckdecken wurde dabei ebenso berücksichtigt wie die Schaffung von barrierefreien Wohneinheiten.
Die „Kriegers Mühle“ wurde im Jahr 1729 gegründet und zeichnete sich durch die besondere Historie aus, in der der erste Besitzer, Georg Heinrich Krieger, einen Granitblock im Boden einließ, um seine Sorgen abzuladen. Nach der Einstellung des Mühlenbetriebs 1860 blieb das Gebäude lange in Familienbesitz, bis es 2019 zwangsversteigert wurde. Familie Demarczyk ist es gelungen, die Mühle mit einem hohen Maß an Fachkenntnissen ohne professionelle Bauüberwachung zu restaurieren, was für ihre herausragende Leistung gewürdigt wurde. Der Denkmalpreis würdigt die Bewahrung des historischen Gebäudes mit der Philosophie, möglichst viel der ursprünglichen Substanz zu erhalten und nur das Nötigste zu verändern.
Der Tag des offenen Denkmals in Mittelsachsen steht nicht nur für die Erhaltung von Kultur- und Geschichtsgütern, sondern auch für den unermüdlichen Einsatz von engagierten Bürgern, die dazu beitragen, dass historische Bauten nicht in Vergessenheit geraten. Ihre Arbeit wird von der Denkmalbehörde unterstützt, die als Partner fungiert und zwischen den Interessen der Eigentümer und dem Erhalt des kulturellen Erbes vermittelt.