Ein Abend voller Magie und kreativer Exzentrik erwartet die Zuschauer im Düsseldorfer Schauspielhaus! Renowned Regisseur Robert Wilson hat erneut seine einzigartige Vision auf die Bühne gebracht und lässt uns die Wellen des „Moby Dick“-Universums durchleben, während die Spielzeit mit einem wahren Kunstwerk eröffnet wird. Selten zuvor war die Suche nach der individuellen Handschrift eines Künstlers so packend und zugleich so spannend!
Wilson, der seit Jahrzehnten mit seiner außergewöhnlichen Ästhetik blendet, bleibt auch bei seiner aktuellen Inszenierung treu. Wie ein wahrsagender Seher – und nicht wie ein Leser – konzentriert sich Wilson auf das Bild, nicht auf den Text. Dieses ungewöhnliche Konzept erweckt die Figuren nicht, sondern entfremdet sie und zieht das Publikum in seinen Bann.
Ein spielerisches Chaos
Wohin die Reise geht, festigt sich bereits zu Beginn: Wilson verleiht Melvilles epischem Werk eine erfrischend neue Erzählweise! Statt den klassischen Erlebnissen des Ismael zu folgen, wird eine neue Figur eingeführt – ein Junge, der die Geschichte in zwanzig Episoden nachlebt. Durch diesen Kniff zähmt Wilson das leidenschaftliche Oeuvre und bringt die wild schäumenden Wellen und die ungezähmten Stürme unter Kontrolle. Doch das ist nicht alles: Auf die Bühne werden filmische Szenen aus John Hustons legendärer Verfilmung projiziert, die den Klang und die Farben der Erzählung unterstützen.
Was bleibt, ist eine eindringliche Darstellung, die zum Träumen anregt! Die weiße Schminke der Akteure verwandelt sie in Leinwände für die Fantasie des Publikums – und diese Fantasie kennt keine Grenzen! Dabei könnte man beinahe das zwielichtige Charakterspiel von Melville vermissen, welches unter Wilsons homogenem Ansatz zu leiden scheint. Die Einheitskostüme und übertriebenen Ausdrucksformen setzen dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf.
Aber halt! Ein Moment der Nähe, der nicht oft vorkommt – der Junge singt ein Lied über das Traumleben, und schon zieht ein befremdlicher Schauer durch den Raum. Diese Kontraste machen die Inszenierung unberechenbar und spannend!
Die Musik als Kernstück
Ein besonderer Leckerbissen des Abends ist die musikalische Untermalung! Anna Calvi, die bereits früher mit Wilson arbeitete, führt das Publikum durch die rockbeeinflussten Klänge und emotionalen Solostücke. Diese Musik ist nicht nur Begleitung, sondern das Herz der Aufführung, das die sterile Aura von Wilsons künstlerischem Ansatz mit dynamischem Leben füllt!
Die schockierenden Höhepunkte der Schauspielerei werden von einer ausgewählten Truppe unterstützt, die jeder Szene ihren Stempel aufdrückt! Rosa Eskat, als Kapitän Ahab, spielt den Wahnsinn so subtil, dass er gleichzeitig Furcht und Mitgefühl hervorruft. Heiko Raulin als Starbuck sorgt dafür, dass das Publikum mit ihm leidet und triumphiert, während die jugendlichen Darsteller Kilian Ponert und Christopher Nell die Vitalität des jugendlichen Blicks auf das Geschehen inmitten der dichten Atmosphäre zum Strahlen bringen.
Obwohl das Publikum möglicherweise den Eindruck hat, dass die Wirkung von Wilsons ausgeklügelter Ästhetik zur Routine geworden ist, bleibt die Spannung bis zur letzten Sekunde umwerfend. Nach dem letzten Bild erblüht der Saal in Ekstase, als die Illusion durch menschliche Höchstleistung zum Leben erweckt wird – ohne Spezialeffekte, aber mit purem Talent!
Ein fesselndes Theatererlebnis, das nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch die Sinne berauscht und das Herz berührt. Robert Wilson und sein Ensemble haben einmal mehr bewiesen, dass Kunst weit über Worte hinausgeht!