Ein hitziger Streit zwischen Politik und Ärzteschaft tobt um die telefonische Krankschreibung, die während der Corona-Pandemie eingeführt und nun bis Ende 2023 beibehalten werden soll. Politiker wie Steffen Kampeter und Bundesfinanzminister Christian Lindner fordern die Rückkehr zu traditionellen Verfahren, da sie glauben, dass die telefonische Krankschreibung missbraucht wird und den Krankenstand in die Höhe treibt. Dagegen setzen Ärzte wie Dr. Thorsten Zahn aus Bad Mergentheim dem entgegen: Die Regelung sei eine massive Erleichterung und verhindere, dass infektiöse Patienten in die Praxen kommen, was andere Patienten schütze.
Die Kritik der Politik wird von Ärzten zurückgewiesen. Dr. Tobias Neuwirth aus Neckarsulm erklärt, der erhöhte Krankenstand sei eher auf ein gestiegenes Bewusstsein für Infektionskrankheiten zurückzuführen. Während die Politik befürchtet, dass eine einfache Krankmeldung ohne persönliche Untersuchung ausgenutzt wird, argumentieren Mediziner, dass die telefonische Krankmeldung die Bürokratie verringert und das Vertrauen zwischen Arzt und Patient stärkt. Laut Nicola Buhlinger-Göpfarth vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband würde die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung die Praxen zusätzlich belasten und sei eine Rückkehr in die Vergangenheit, die man dringend vermeiden sollte.