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Stimmungsrückgang in der Consultingbranche: Verhaltene Geschäftslage und KI-Einfluss

Verhaltene Erwartungen in der Consultingbranche

In der Consultingbranche zeichnet sich ein Stimmungsrückgang ab, nachdem der Geschäftsklimaindex vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) im ersten Quartal 2024 um 4,5 Punkte auf 91,6 gesunken ist. Dieser Wert entspricht dem Niveau des dritten Quartals 2020 und zeigt eine vorsichtigere Stimmung als im Vorjahr. Trotz des leichten Wirtschaftsaufschwungs sinkt die Stimmung auf dem Consultingmarkt. BDU-Präsident Ralf Strehlau äußerte sich dazu: „Im Hinblick auf das nächste halbe Jahr ist die Branche nur vorsichtig optimistisch“.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass 74 Prozent der 309 befragten Beratungen ihre Geschäftslage als budgetgemäß oder im Plan einschätzen, im Vergleich zu 86 Prozent im ersten Quartal 2024. Besonders auffällig ist die Einschätzung von Beratungen mit einem Umsatz von 10-50 Mio. Euro: 32 Prozent geben an, dass sie unter ihrem Budget liegen, während es im ersten Quartal nur 16 Prozent waren.

Der Geschäftsklimaindex ist im Bereich der Sanierungsberatung im Vergleich zum ersten Quartal 2024 gestiegen, obwohl Sanierungsberatungen nur zwei Prozent des Gesamtmarktes ausmachen. Im Gegensatz dazu ist der Index in der IT-Beratung am stärksten gesunken und liegt nun bei 89,1, was einem Rückgang um 9,8 Punkte gegenüber dem ersten Quartal 2024 entspricht. Positiv hervorgehoben wird die Nachfragesituation in den Bereichen Versicherungswesen und Public Sector.

Für die kommenden sechs Monate zeigen alle Umsatzklassen der Beratungen verhalten positive Geschäftsaussichten. Während 80 Prozent der Unternehmen bessere oder gleichbleibende Perspektiven sehen, äußern diejenigen mit einem Umsatz von mehr als 10 Mio. Euro eine skeptische Einschätzung.

Ein bedeutender Trend in der Branche ist der vielfältige Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI). Große Beratungen setzen vor allem auf die Automatisierung von Routineaufgaben und Datenaufbereitung durch KI. Die Integration von KI in die Entscheidungsprozesse wird voraussichtlich zu verbesserten und schnelleren strategischen Entscheidungen führen und damit einen höheren Mehrwert für die Kunden bieten. Die Kostensenkung durch KI beträgt im Durchschnitt sechs Prozent. Auch wird diskutiert, dass KI nicht unbedingt weniger Hochschulabsolventen benötigen wird, obwohl sie Backoffice-Tätigkeiten ersetzen kann.

Der BDU e.V. vertritt aktuell etwa 600 Unternehmen mit insgesamt 19.000 Beraterinnen und Beratern und zählt weltweit zu den drei führenden Wirtschafts- und Berufsverbänden der Consultingbranche. Der BDU-Geschäftsklimaindex orientiert sich an der Systematik des ifo-Instituts und wird quartalsweise veröffentlicht, um die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Erwartungen der Branche widerzuspiegeln. Beratungen werden nach Umsatzgrößen in fünf Kategorien eingeteilt: Große Beratungen mit einem Umsatz über 50 Mio. Euro, Mittelgroße Beratungen (1 bis 10 Mio. bzw. 10 bis 50 Mio. Euro) sowie Kleinere Beratungen (1 Mio. bis 250.000 bzw. unter 250.000 Euro).

Die verschiedenen Beratungsfelder umfassen Organisations- und Prozessberatung, Strategieberatung, IT-Beratung, HR-Beratung und Sanierungsberatung.

NAG

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