Magdeburg

Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums fordert höhere Abgaben auf Zigaretten und Zucker

Krebsforschungszentrum fordert höhere Steuern für Tabak und Zucker | Nachrichten aus Magdeburg | Das Informationsportal

Veröffentlicht am 6. Juli 2024

Magdeburg (dts Nachrichtenagentur/MDN) – Das Deutsche Krebsforschungszentrum unter der Führung von Michael Baumann setzt sich für höhere Abgaben auf Zigaretten und Zucker ein, um den Kampf gegen Krebs zu verstärken.

„Erhöhte Steuern auf Tabak und zuckerhaltige Produkte können das Verhalten der Menschen verändern, wie es bereits in anderen Ländern beobachtet wurde. Auch in Deutschland sollte Tabak teurer werden“, erklärte Baumann gegenüber der „Rheinischen Post“.

Laut Baumann könnten rund 40% aller Krebsfälle vermieden werden, wenn die Bevölkerung gesündere Lebensgewohnheiten pflegen würde. Etwa 20% der Krebsfälle werden allein durch das Rauchen von Tabak verursacht. Zusätzlich zu Tabakkonsum tragen auch Übergewicht, ungesunde Ernährung, Alkoholkonsum und Bewegungsmangel erheblich zum Krebsrisiko bei. Manche Patienten weisen mehrere Risikofaktoren auf. Besonders für Frauen stellt Alkohol ein Risiko dar: „Frauen haben ein deutlich höheres Risiko für Krebs durch Alkoholkonsum als Männer. Ein Glas Wein pro Tag ist bereits zu viel“, warnt der Mediziner.

Baumann prognostiziert bedeutende Fortschritte in der Krebsbehandlung: „Immer mehr Krebsarten werden besiegt. Krebs kann bereits heute vielfach in eine chronische Krankheit umgewandelt werden. Auch wenn der Krebs nicht heilbar ist, bedeutet dies viele zusätzliche Jahre bei hoher Lebensqualität.“ Er verweist auf Immuntherapien, Impfungen und KI-gesteuerte Operationen. Sogar beim schwer zu behandelnden Bauchspeicheldrüsenkrebs wurden Fortschritte erzielt.

Der Mediziner weist auf erhebliche Unterschiede bei den Überlebenschancen von Frauen und Männern hin, die an Krebs erkranken: „In Deutschland leben nach fünf Jahren 66% der Frauen noch nach der Krebsdiagnose. Bei Männern liegt die Überlebensrate leicht niedriger bei 62%. Unterschiede in den Krebsarten von Frauen und Männern sowie Unterschiede im Lebensstil spielen dabei eine Rolle. Frauen leben oft gesünder als Männer.“

Baumann bezeichnet die gesellschaftlichen Unterschiede als „skandalös“: „Der Unterschied in der Lebenserwartung ist enorm. Die Einwohner des reichsten Viertels leben im Durchschnitt nach der Diagnose Jahre länger als die Einwohner des ärmsten Viertels. Menschen mit geringer Bildung leben häufig ungesünder, was wiederum Krebs begünstigt.“

Des Weiteren äußerte Baumann gemischte Meinungen zur Krankenhausreform von Karl Lauterbach: „Es ist sinnvoll, komplexe Behandlungen wie Krebs in spezialisierten Zentren zu konzentrieren. Es muss jedoch gewährleistet werden, dass auch Bewohner in ländlichen Gebieten einen einfachen Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung in solchen Zentren haben.“

Seit 2016 ist Baumann Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, der größten medizinischen Forschungseinrichtung in Deutschland mit über 3.000 Mitarbeitern.

Text / Foto: dts / pixabay

NAG

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