Ludwigsburg

Siegfried Bauer: Brückenbauer zwischen Ludwigsburg und Jevpatorija – Sorgen um die Partnerschaft

Jevpatorija und die schwierige Lage auf der Krim: Gedanken Ludwigsburgs an ihre Partnerstadt

Die offiziellen Beziehungen zwischen den Partnerstädten Ludwigsburg und Jevpatorija sind derzeit eingefroren. Dennoch, Siegfried Bauer, der als Brückenbauer zwischen den beiden Städten agiert, bleibt privat in Kontakt und sorgt sich zutiefst.

Seit über einem Jahrzehnt sorgt sich Ludwigsburg um seine Partnerstadt auf der Krim. Die Sorgen haben sich im Laufe der Zeit nicht verringert, im Gegenteil, sie sind gewachsen. Die Situation wird durch die eingefrorene offizielle Verbindung zwischen den Verwaltungen beider Städte zusätzlich kompliziert.

Ende Juni verschärfte sich die Lage dramatisch: Auf der von Russland besetzten Halbinsel kam es zu einer Reihe von Explosionen. Zuerst detoniert eine ukrainische Rakete über einem Strand in Sewastopol, die von Russland abgefangen wurde, und kurz darauf ereigneten sich ähnliche Explosionen in Jevpatorija.

„An den Bahnhöfen sind viele Soldaten zu sehen“, erzählt Siegfried Bauer besorgt. Der Ludwigsburger, der als Vermittler zwischen den Partnerstädten fungiert, unterhält weiterhin regen Kontakt. Er schickt regelmäßig E-Mails und Briefe, um mit seinen Freunden auf der Krim in Verbindung zu bleiben. Bauer ist seit der offiziellen Partnerschaftsvereinbarung von Ludwigsburg und Jevpatorija im Jahr 1990 bereits 14 Mal auf der Krim gewesen. Was als Konzertreisen begann, entwickelte sich zu tiefen Freundschaften, die selbst von der russischen Annexion nicht zerstört werden können.

Die 79-jährige Dirigentin und Musikerin ist in der Küstenstadt auf der Krim sehr beliebt. Nach Konzerten bilden sich oft lange Schlangen von Menschen, die ihr Blumen überreichen. Siegfried Bauer wurde sogar gebeten, Kinder zu segnen und erhielt die Bürgermedaille der Stadt Ludwigsburg im Jahre 2023. Seitdem ist er auch Ehrenbürger von Jevpatorija, wo er ein Kammerorchester gründete.

Als die militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine 2014 begann, ließ sich Bauer nicht von einer Reise zu seinen Freunden auf der Krim abschrecken, obwohl sie etwa 2800 Kilometer entfernt sind. Der damalige stellvertretende Minister des Ministerkabinetts der Ukraine, Andrij Melnyk, drohte Bauer, ihn bei einer Reise in die Partnerstadt zu verhaften. Trotzdem besuchte Bauer Jevpatorija bis 2018 weiter. Jetzt, im Alter von 80 Jahren, fühlt er sich zu krank für eine weitere Reise und fürchtet, dass er im Falle einer Erkrankung auf der Krim nicht evakuiert werden könnte, da es zu gefährlich ist.

Obwohl seine Freunde keine Angst erwähnen, ist Bauer sich bewusst, dass einige von ihnen nicht offen über ihre Gefühle sprechen. Statt Antworten auf Fragen zur eigenen Situation zu geben, antworten sie oft nur mit einem Smiley.

Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht ist dankbar für Bauers kontinuierlichen persönlichen Kontakt. Er versichert, dass die Stadt Ludwigsburg die Partnerschaft neu beleben wird, falls die Krim unter ukrainischer Kontrolle bleibt. Derzeit gibt es jedoch keine endgültige Klärung der Situation, und es existiert kein Friedensvertrag. Das Auswärtige Amt hat die Stadt unter anderem gebeten, die Partnerschaft nicht zu aktiv zu pflegen, solange keine stabilen Verhältnisse vor Ort herrschen.

Erst kürzlich versandte der Ludwigsburger Bürgermeister einen Brief an die bisherige Kontaktadresse in Jevpatorija, mit unbeschwerten Weihnachtsgrüßen. Doch es gab leider keine Reaktion – als eine Art Testballon, um die aktuelle Kommunikationsbereitschaft zu überprüfen.

NAG

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