Erschreckende Zahlen: Antisemitismus trifft die jüdische Gemeinschaft in Hamburg
In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde deutlich, wie stark antisemitische Vorfälle die jüdische Gemeinschaft in Hamburg belasten. Die Untersuchung zeigte, dass 77 Prozent der Befragten in den zwölf Monaten vor der Studie durch antisemitische Vorfälle betroffen waren. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte dieser Vorfälle potenziell strafrechtlich relevant sein könnten.
Online Beleidigungen und Bedrohungen im Vordergrund
Die meisten der gemeldeten Vorfälle umfassten Beleidigungen und Bedrohungen, die sowohl online als auch offline stattfanden. Interessanterweise wurden diese Vorfälle häufiger berichtet als körperliche Angriffe oder Belästigungen. Besorgniserregend war die Tatsache, dass 80 Prozent der Vorfälle nicht der Polizei gemeldet wurden.
Die Studie, die von Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank und dem Antisemitismusbeauftragten Stefan Hensel in Auftrag gegeben wurde, fand zwischen dem 13. November 2023 und dem 7. Februar 2024 statt. Insgesamt nahmen 548 jüdische Personen an der anonymen Befragung teil, wobei die Mehrheit Mitglieder der Jüdischen Gemeinde waren. Die Befragten waren im Durchschnitt 65 Jahre alt, was deutlich über dem Durchschnittsalter der Hamburger Bevölkerung liegt.
Israel-Krise als Auslöser für antisemitische Diskriminierung
Mehr als die Hälfte der Befragten, die antisemitische Diskriminierung erlebt hatten, führten diese auf die aktuelle Krise in Israel und Gaza zurück. Die Studie ergab zudem, dass 89 Prozent der Betroffenen angaben, aufgrund ihrer Erfahrungen ihre Religion nicht frei ausüben zu können.
Viele Betroffene meiden es, ihre jüdische Identität in der Öffentlichkeit zu zeigen, aus Angst vor weiteren antisemitischen Vorfällen. Zudem führt die Studie an, dass das Vertrauen in öffentliche Institutionen wie Polizei, Gerichte und die Bundesregierung abnimmt.
Die beunruhigenden Ergebnisse der Studie haben sowohl Politiker als auch Vertreter der jüdischen Gemeinschaft alarmiert. Katharina Fegebank betonte, dass der Schutz jüdischen Lebens eine prioritäre Aufgabe für Staat und Gesellschaft sei. Philipp Stricharz von der Jüdischen Gemeinde in Hamburg forderte ein entschiedenes Vorgehen gegen antiisraelische Hetze im öffentlichen Raum, um die Teilhabe jüdischer Hamburger am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten.
Antisemitismusbeauftragter Stefan Hensel wies darauf hin, dass viele Jüdinnen und Juden aufgrund von Sicherheitsbedenken sich zurückziehen und weniger am öffentlichen Leben teilnehmen. Polizeipräsident Falk Schnabel erklärte, dass der Schutz jüdischen Lebens bei der Hamburger Polizei oberste Priorität habe, aber betonte auch die Notwendigkeit, das Vertrauen in die Ermittlungsbehörden zu stärken.
– NAG