DeutschlandPolitikSozialwissenschaftenUmweltUmweltpolitikUniversitätWirtschaft

Nachhaltigkeit im Unternehmen: Zusätzliche Bürokratie oder echter Fortschritt?

Nachhaltigkeit in der Wirtschaft: Ein Umdenken ist nötig

Die aktuellen Berichte aus der deutschen Wirtschaft zeigen ein klares Bild: Finanzielle Faktoren dominieren nach wie vor die Entscheidungen von Unternehmen, während Nachhaltigkeitsaspekte weitgehend ignoriert werden. Laut einer Umfrage des German Business Panels (GBP) bleibt die Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien hinter den Erwartungen zurück, trotz des Inkrafttretens des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes in Deutschland und der neu beschlossenen EU-Lieferkettenrichtlinie.

Kritik an regulatorischen Anforderungen

Seit dem Vorjahr verpflichtet das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz Unternehmen in Deutschland, sich intensiver mit den Themen Umwelt- und Sozialstandards auseinanderzusetzen. Allerdings zeigt die GBP-Umfrage, dass viele Unternehmen kaum bereit sind, ihre Geschäftspraktiken entsprechend anzupassen. Die hohe Komplexität und der bürokratische Aufwand der neuen Regularien werden von vielen als hinderlich empfunden. Prof. Dr. Jannis Bischof, der wissenschaftliche Projektleiter des GBP, sagt: „Die Umsetzung des Gesetzes wird oft als Compliance-Übung wahrgenommen und hat wenig Einfluss auf die tatsächlichen Nachhaltigkeitsziele.“

Die wirtschaftlichen Prioritäten der Unternehmen

Obwohl die EU im Mai 2024 eine neue Richtlinie zu Lieferketten verabschiedete, die Unternehmen dazu zwingt, sich stärker mit ESG-Faktoren (Environmental, Social, Governance) auseinanderzusetzen, bleibt die praktische Relevanz in der Entscheidungsfindung gering. Insbesondere bei der Auswahl von Lieferanten und Kunden spielen nach wie vor Kriterien wie Preis und Zahlungsmodalitäten die größte Rolle. Dies gilt sowohl für größere Unternehmen, die zur Offenlegung ihrer ESG-Performance verpflichtet sind, als auch für kleinere Firmen, die dies nicht müssen.

Ausnahmen in der Unternehmenslandschaft

Während die Mehrheit der Unternehmen an traditionellen wirtschaftlichen Kennzahlen festhält, gibt es dennoch eine Gruppe von Vorreitern. Unternehmen, die für ihr Geschäftsmodell einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeit verfolgen und entsprechende Ziele strategisch verankern, zeigen eine höhere Bereitschaft, in Umwelt- und Sozialstandards zu investieren. Diese Unternehmen setzen aktiv auf Maßnahmen zur Verringerung von Emissionen und berichten freiwillig über ihre Fortschritte in Bezug auf nachhaltige Entwicklung.

Die Zukunft der Nachhaltigkeit in Unternehmen

Die Erkenntnis aus der GBP-Umfrage ist unmissverständlich: Ohne eine tiefgreifende Mentalitätsänderung in den Unternehmen wird nachhaltiges Wirtschaften in Deutschland nur schwer realisierbar sein. Der Druck seitens der Regulierungen allein reicht nicht aus, um Veränderungen zu bewirken. Der Schlüssel könnte in einer stärkeren Kommunikation und Aufklärung über die Vorteile nachhaltiger Praktiken liegen, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die langfristige wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen.

Fazit: Ein langer Weg zur Nachhaltigkeit

Obwohl gesetzliche Rahmenbedingungen etabliert werden, um Nachhaltigkeit in der Wirtschaft zu fördern, bleibt der Weg dorthin steinig. Unternehmen müssen lernen, dass langfristige wirtschaftliche Erfolge auch von einem verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen und der Gesellschaft abhängen. Der GBP-Monitor wird weiterhin wichtige Daten und Einblicke in die Entwicklung der Unternehmenslandschaft in Deutschland liefern.

NAG

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"