Carsharing in Osnabrück: Ein wichtiger Schritt oder ein Rückschritt für die Verkehrswende?
In der niedersächsischen Stadt Osnabrück hat die Debatte um das kommunale Carsharing-Angebot Stadtteilauto OS an Fahrt aufgenommen. Die jüngsten Entwicklungen zeigen sowohl Lichtblicke als auch Herausforderungen, die die Verkehrswende in der Stadt betreffen. Der Fokus liegt auf den neu ausgeschriebenen Parkplätzen für Carsharing-Fahrzeuge, die als entscheidender Schritt in der Verkehrspolitik gesehen werden, aber auch intensive Diskussionen auslösen.
Die Herausforderung der Parkplatzsituation
Osnabrück erwies sich lange Zeit als schwieriges Feld für Carsharing-Anbieter. Trotz eines positiven Grundgedankens eines kommunalen Carsharing-Modells, das seit seiner Gründung Erfolge verzeichnet, kämpften die Betreiber mit der unsichtbaren Präsenz ihrer Fahrzeuge. Diese parkten häufig an unauffälligen Orten, fernab von den zentralen, gut erreichbaren Parkplätzen im öffentlichen Raum. Ein Kernpunkt des Problems war die Umsetzung des Carsharinggesetzes, das bereits 2017 in Kraft trat, aber erst 2020 ins lokale Straßenrecht eingepflegt wurde. Die Stadt hat es versäumt, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um Carsharing in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen.
Kritik von Seiten der Grünen
Maximilian Strautmann, der Vorsitzende des Osnabrücker Grünen-Verbands, äußert deutliche Bedenken zur aktuellen Entwicklung. Er stellt in Frage, wie ernst die Verantwortlichen die Umsetzung einer Verkehrswende nehmen können, wenn weiterhin Carsharing-Fahrzeuge auf dem Privatgrund stehen. „Unkoordiniertes Handeln der Verantwortlichen schadet der Verkehrswende“, warnt Strautmann und fordert mehr Anstrengungen von der Stadtspitze, besonders im Hinblick auf die angespannten Verkehrssituationen und die Klimaziele.
Die neue Ausschreibung und ihre Folgen
Anfang 2024 gab die Stadt dann die Ausschreibung von 79 Carsharing-Parkplätzen im öffentlichen Raum bekannt, die in zwei getrennte Lose aufgeteilt waren. Das kommunale Unternehmen Stadtteilauto OS bewarb sich um diese neuen Stellplätze, beschloss jedoch prompt, eine Bewerbung zurückzuziehen, nachdem eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durchgeführt wurde. Letztendlich erhielt es den Zuschlag für 39 der ausgeschriebenen Stellen, was die Frage aufwirft, ob dies tatsächlich ausreicht, um den Bedarf für die aktuell 149 Fahrzeuge zu decken.
Die Sichtweise des Stadtwerks
Die Stadtwerke Osnabrück betonen, dass wirtschaftliche Überlegungen oberste Priorität haben. „Wirtschaftlichkeit ist für uns zentral“, erklärt Marco Hörmeyer, Sprecher der Stadtwerke, der darauf hinweist, dass die Kosten für Stellplätze und weitere Investitionen sorgfältig abgewogen werden müssen. Die Verantwortlichen sehen die Möglichkeit, Carsharing auch auf privaten Flächen zu erweitern, was als ein positives Zeichen für die Dezentralisierung und Verbesserung des Carsharing-Angebots wahrgenommen werden könnte.
Ausblick auf die künftige Verkehrswende
Trotz der begrenzten Ausschreibung und der damit verbundenen Herausforderungen könnte die Schaffung neuer Parkplätze für Carsharing eine wichtige Initiative in Osnabrücks Verkehrsstrategie darstellen. Die Diskussionen und die Kritik der Grünen sowie anderer Verkehrsorganisationen zeigen jedoch auch, dass ein umfassenderer Dialog zwischen den Beteiligten notwendig ist. Nur durch koordinierte Anstrengungen lässt sich eine echte Veränderung in der Verkehrswende erreichen.
Wie es mit dem Carsharing in Osnabrück weitergeht, bleibt abzuwarten. Die Stadt muss sich der Kritik annehmen und gemeinsam mit den Anbietern und der Bürgerschaft an einem tragfähigen Verkehrskonzept arbeiten, um die Vorteile des Carsharings voll ausschöpfen zu können.
– NAG