Die Entwicklung im baden-württembergischen Bau- und Immobiliensektor zeigt erste Erholungszeichen, was sowohl Privatkunden als auch Unternehmen betrifft. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation und der steigenden Baukosten scheinen die Sparkassen in der Region optimistischer zu werden.
Erster Anstieg im Neugeschäft der Wohnbaufinanzierungen
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten die Sparkassen ein Wachstum im Neugeschäft mit Wohnungsbaufinanzierungen, das auf 5,3 Milliarden Euro angewachsen ist. Dies entspricht einem Anstieg von fast 23 Prozent im Vergleich zum vorherigen Jahr, das durch große Rückgänge geprägt war. Damals sank das Neugeschäft auf lediglich 4,3 Milliarden Euro, was einem drastischen Rückgang von über 60 Prozent entspricht.
Politische Impulse notwendig
Sparkassenpräsident Matthias Neth äußerte die Hoffnung, dass diese positive Entwicklung ein Indikator dafür ist, dass die Talsohle erreicht wurde. Dennoch betont er, dass ohne gezielte Maßnahmen seitens der Landes- und Bundespolitik, wie etwa einer Senkung der Grunderwerbssteuer, eine nachhaltige Trendwende im Bauwesen auf sich warten lassen könnte. Dies ist besonders wichtig, da viele private Häuslebauer und Investoren in der jüngsten Zeit ihre Pläne aufgrund der unsicheren Wirtschafts- und Förderlage ausgesetzt haben.
Verzögerte Investitionen bei Unternehmen
Trotz des Aufschwungs im Wohnbau ist die Situation bei Unternehmenskrediten weniger positiv. Diese Neuzusagen betrugen in den ersten sechs Monaten des Jahres 6,4 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Unternehmen scheinen derzeit wirtschaftlich vorsichtig zu agieren und verschieben viele ihrer Investitionspläne. Neth beschreibt die aktuelle Lage als angespannt und erwähnt, dass zahlreiche Unternehmen „mit angezogener Handbremse“ fahren.
Allgemeine Kreditvergabe stabilisiert sich
Trotz der Schwierigkeiten bei Unternehmenskrediten wuchs das gesamte Kreditneugeschäft der Sparkassen um 3,8 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro. Insgesamt verzeichneten die 50 Sparkassen in Baden-Württemberg einen Anstieg ihrer Bilanzsumme um 1,2 Prozent auf 244,3 Milliarden Euro. Bei den Kundeneinlagen lagen diese zum Ende Juni bei über 171 Milliarden Euro.
Blick in die Zukunft
Die Perspektive für den Baden-Württembergischen Bau- und Immobiliensektor bleibt angesichts der jüngsten Entwicklungen weiterhin von Interesse. Es bleibt abzuwarten, ob die positiven Signale des Wohnbaus auch in anderen Sektoren übertragbar sind und ob die geforderten politischen Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden, um die notwendige Stabilität für alle Marktteilnehmer zu gewährleisten.
– NAG