Die Entscheidung von Studierenden, in Einzelwohnungen anstelle von Wohngemeinschaften zu leben, zeigt einen klaren Trend in Richtung individueller Lebensstile. Laut einer aktuellen Umfrage des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), an der über 82.000 Studierende aus ganz Deutschland teilnahmen, ist der Anteil derjenigen, die in WGs wohnen, von 30 Prozent im Jahr 2018 auf nur noch 26 Prozent im Wintersemester 2022/2023 gesunken.
Umfragen belegen den Rückgang
Die Veränderungen in der Wohnsituation sind auch in Städten wie Oldenburg und Vechta spürbar. Eine langjährige Mitarbeiterin des Studentenwerks Oldenburg, die anonym bleiben möchte, erklärt: „Die Nachfrage nach WG-Zimmern hat stark abgenommen, während die Nachfrage nach Einzelapartments gestiegen ist. Ungefähr 70 Prozent der Studierenden ziehen es vor, allein zu wohnen.“ Dies deutet auf eine signifikante Verschiebung in der Präferenz der Studierenden hin, die sich offenbar eine größere Unabhängigkeit wünschen.
Ein Spiel der Individualität
Die Entwicklung hin zu mehr Individualismus könnte als Reaktion auf die zunehmenden Herausforderungen des Wohnens in einer Gemeinschaft gesehen werden. Konflikten, die typischerweise in Wohngemeinschaften entstehen können – wie Unordnung, unterschiedliche Lebensstile oder unangekündigte Partys – gehen viele gençler lieber aus dem Weg. Die Mitarbeiterin des Studentenwerks merkt an: „Das Bedürfnis nach Privatsphäre hat zugenommen, was auch eng mit der Digitalisierung und der Art und Weise, wie wir kommunizieren, zusammenhängt.“
Die Vorzüge von Einheiten und Gemeinschaften
Dennoch betonen Expertinnen, darunter Martina Marek vom Studentenwerk Osnabrück, dass das Zusammenleben in einer WG auch viele Vorteile mit sich bringt. Soziale Fähigkeiten, das Erlernen von Kompromissen und das Teilen von Ressourcen sind Fähigkeiten, die für die persönliche Weiterentwicklung unerlässlich sind. Marek bemerkt: „Die Menschheit wird immer individualistischer, aber gemeinsame Erfahrungen können erheblich bereichernd sein.“
Konsequenzen für die Wohnungsnachfrage
In den Studienorten Osnabrück und Vechta ist die Tendenz, kleinere Wohneinheiten zu bevorzugen, ebenfalls zu erkennen. Marek berichtet, dass größere Wohngemeinschaften, die einst für acht Personen ausgelegt waren, mittlerweile auf kleinere Einheiten umgebaut werden, um den aktuellen Vorlieben der Studierenden gerecht zu werden. Dieser Trend lässt darauf schließen, dass eine Rückbesinnung auf kleinere, harmonischere Wohnformen stattfinden könnte, die weniger Konflikte mit sich bringen.
Fazit: Eine Anpassung an neue Lebensrealitäten
Die Abwanderung von den klassischen Wohngemeinschaften hin zu Einzelwohnungen reflektiert nicht nur persönliche Vorlieben, sondern auch tiefere gesellschaftliche Veränderungen. Der Drang nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit scheint für viele Studierende einen höheren Stellenwert zu haben als die Vorzüge des gemeinschaftlichen Wohnens. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend weiter entwickeln wird und welche Impulse er für die zukünftige Wohnraumpolitik in der Region und darüber hinaus haben könnte.
– NAG