Im Lahn-Dill-Kreis haben lokale Initiativen dazu beigetragen, dass traumatisierte ukrainische Kinder eine kurze, aber bedeutende Auszeit vom Schrecken des Krieges erleben können. In einer Zeit, in der die Weltöffentlichkeit immer stärker auf die Bedürfnisse geflüchteter Menschen aufmerksam macht, ist ein solches Engagement von besonderer Bedeutung.
Eine Woche der Erholung für ukrainische Kinder
Die evangelische Gemeinde in Dietzhölztal-Ewersbach hat kürzlich mehr als 40 Kinder aus der ukrainischen Stadt Mariupol zu einer einwöchigen Freizeit eingeladen. Diese Initiative hat das Ziel, den Kindern eine Auszeit von den Schrecken des Krieges zu bieten, während sie in Gastfamilien im Lahn-Dill-Kreis untergebracht sind. „Wir wollen, dass sie Sicherheit, Geborgenheit, Annahme und Liebe erleben – und ein Stück weit ihr Trauma verarbeiten“, berichtet Albert Giesbrecht, der die Aktion koordiniert hat.
Die Rolle von Askold Kvyatkovskiy
Ein wichtiger Teil der Betreuung ist der ukrainische Pfarrer Askold Kvyatkovskiy, der nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Kinderpsychologe fungiert. Er hat die Kinder vor zwei Jahren aus Mariupol gerettet und bietet ihnen nun Unterstützung, um ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. „Alles, was sie erlebt haben, führt dazu, dass sie verschlossen sind“, erklärt er. Diese Woche soll den Jungen und Mädchen helfen, Vertrauen zu fassen und möglicherweise über ihre Erlebnisse zu sprechen.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Unterstützung
Die Veranstaltung zeigt auch die starke ukrainische Gemeinschaft im Lahn-Dill-Kreis. Viele der Gastfamilien haben selbst Fluchtgeschichten und können daher besonders gut auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. „Ein Vorteil ist, dass sie dieselbe Sprache sprechen“, sagt Giesbrecht. Diese Verbindung spielt eine wesentliche Rolle dabei, den Kindern eine Atmosphäre der Zugehörigkeit zu bieten.
Aktivitäten zur Förderung des Wohlbefindens
Während ihres Aufenthalts nehmen die Kinder an verschiedenen Aktivitäten teil, die ihnen helfen sollen, positive Erfahrungen zu sammeln. Neben Volleyball und Fußballgolf steht ein Besuch im Freibad auf dem Plan. Diese Ausflüge sollen nicht nur für Ablenkung sorgen, sondern auch dabei helfen, das Gefühl von Kindheit und Normalität zurückzugewinnen. „Die Kombination aus Gesprächen und Sport ist besonders wichtig“, sagt Giesbrecht.
Ein Blick in die Zukunft
Die Kinder kehren am Sonntag in die Ukraine zurück, wo eine kontinuierliche Betreuung durch Kvyatkovskiy erfolgt. „Wir haben das Gefühl, als würden wir aus dem Krieg herausgehen. Wir sind wieder in der friedlichen Welt, die uns gestohlen wurde“, sagt Kvyatkovskiy. Diese Erlebnisse sind nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Helfer von zentraler Bedeutung, um das Trauma, das den Konflikt mit sich bringt, besser zu verstehen und zu verarbeiten.
Insgesamt zeigt die Woche im Lahn-Dill-Kreis, wie wichtig solche Initiativen sind, um den betroffenen Kindern eine kleine Oase der Ruhe und Menschlichkeit zu bieten. Solche Programme könnten auch als Vorbilder für andere Gemeinden dienen, die sich für die Bedürfnisse geflüchteter Menschen einsetzen wollen.
– NAG