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Syphilis im Aufschwung: Erlanger Hautklinik warnt vor erneutem Anstieg

Die Hautklinik des Uniklinikums Erlangen, unter der Leitung von Professor Michael Sticherling, verzeichnet alarmierende steigende Fälle von Geschlechtskrankheiten wie Syphilis und Gonorrhö, was auf verändertes Reiseverhalten und fehlende Aufklärung über sexuelle Risiken hinweist.

In den letzten Jahren beobachtete die Hautklinik des Uniklinikums Erlangen einen besorgniserregenden Anstieg von Fällen bakteriell bedingter Geschlechtskrankheiten. Diese Entwicklung hat nicht nur medizinische, sondern auch gesellschaftliche Implikationen, die Rückschlüsse auf das Verhalten und die Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung zulassen.

Steigende Infektionsraten durch verändertes Reiseverhalten

Die Zahl der Erkrankungen an Syphilis, Gonorrhö und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen nimmt beständig zu. Professor Michael Sticherling, stellvertretender Direktor der Erlanger Hautklinik, bemerkt besonders die Besorgnis erregende Zunahme: „Das hat mit unserem Reiseverhalten zu tun, insbesondere dem Sextourismus nach Asien und einer Zunahme sexueller Kontakte über Onlineplattformen.“ Das veränderte Konsumverhalten, gepaart mit einer nachlassenden Vorsicht in Bezug auf sexuelle Gesundheit, führt dazu, dass viele Menschen sich der Risiken nicht bewusst sind.

Die Syphilis – mehr als ein Überbleibsel vergangener Zeiten

Professor Sticherling verdeutlicht, dass Syphilis oft fälschlicherweise als Krankheit vergangener Zeiten missinterpretiert wird. Ihre Symptome umfassen Geschwüre im Genitalbereich, aber auch an anderen Körperstellen wie dem Mund oder im Gesicht. Dies wird häufig übersehen, da viele Betroffene keine Verbindung zwischen ihren Symptomen und einer möglichen Infektion herstellen. „Wir nennen die Syphilis das Chamäleon der Medizin“, so Sticherling, „da sie viele andere Krankheiten imitieren kann.“

Rolle der Aufklärung und Prävention

In der Vergangenheit war das Bewusstsein für die Gefahren von Geschlechtskrankheiten deutlich höher, besonders während der AIDS-Krise der 80er und 90er Jahre. Dies wirft die Frage auf, wie aktuelle Aufklärungsmaßnahmen gestaltet werden können, um ein ähnliches Bewusstsein zu fördern. Die Klinik überlegt, wieder standardisierte Syphilis-Bluttests für ihre Patienten einzuführen, um frühzeitige Diagnosen zu ermöglichen.

Historische Ansätze zur Bekämpfung von Syphilis

Die Bekämpfung der Syphilis hat eine lange Geschichte. Ab 1910 wurde Salvarsan eingesetzt, eine giftige, aber damals innovative Behandlung. Professor Sticherling stellt fest: „Bis heute sind Antibiotika die wichtigste Waffe gegen bakterielle Infektionen. Außerdem gibt es heutzutage auch Schutzmaßnahmen wie Kondome und Impfungen gegen bestimmte Viren.“ Dies zeigt, wie weit die Medizin in der Bekämpfung dieser Erkrankungen gekommen ist und unterstreicht die Notwendigkeit, diese Fortschritte in der öffentlichen Gesundheit stärker zu kommunizieren.

Ein Blick auf die Geschichte der Dermatologie in Erlangen

Die Erlanger Hautklinik hat eine bewegte Geschichte, die 1923 begann, als sie als eigenständige Einrichtung für Dermatologie und Venerologie eröffnet wurde. Die Sammlung von Moulagen in der Klinik, welche realistische Nachbildungen von krankhaft veränderten Hautregionen darstellen, ist ein bedeutsamer Teil der medizinischen Dokumentation und Lehre. Bis heute sind ca. 135 dieser Moulagen in den Ausstellungsräumen der Klinik zu sehen, was einen historischen Kontext zu den behandelten Krankheiten schafft.

Fazit: Eine Herausforderung für die Gesellschaft

Die zunehmenden Fälle von Geschlechtskrankheiten, insbesondere Syphilis, stellen nicht nur die medizinische Gemeinschaft vor Herausforderungen, sondern erfordern auch eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema sexuelle Gesundheit. Die Notwendigkeit einer aktiven Aufklärung und präventiven Maßnahmen bleibt drängend, um die Erkrankungen einzudämmen und das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen.

NAG

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