Die Stimmung unter den Landwirten im Kreis Biberach ist ambivalent, während die Erntezeit in vollem Gange ist. Alexander Keller, der stellvertretende Vorsitzende des Bauernverbands Biberach-Sigmaringen, arbeitet auf seinem Hof in Zillishausen. Trotz der Erntefreude gibt es ernsthafte Herausforderungen, die die Landwirte belasten.
Unzureichende politische Unterstützung
Während eines Besuchs des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger auf Kellers Hof wurde schnell klar, dass seit den Protesten zu Jahresbeginn keine nennenswerte Verbesserung eingetreten ist. „Die Politiker hören uns zwar zu, aber praktische Lösungen bleiben aus“, zeigt sich Karl Endriß, der Vorsitzende des Bauernverbands, enttäuscht über die versprochenen Maßnahmen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.
Herausforderungen durch Bürokratie und Marktbedingungen
Die Landwirte sehen sich einer Flut von bürokratischen Hürden gegenüber, die ihre Arbeit unnötig erschweren. „Die Zusammenstellung von tierärztlichen Arzneimittel-Einsatznachweisen ist pure Fleißarbeit“, kritisiert Keller. Die Herausforderung wird durch hochgesteckte Lebensmittelstandards zusätzlich erhöht. Keller veranschaulicht dies am Beispiel der Erdbeerernte, wo er häufig gezwungen ist, ungenutzte Früchte nicht zu ernten, da ihm die Arbeitskräfte fehlen.
Finanzielle Sorgen durch sinkende Einnahmen
Ein weiteres drängendes Problem ist die anstehende Auslaufzeit der EEG-Förderung für Biogas-Anlagen. „Wir stehen vor der Herausforderung, wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Endriß, da die Abnahmepreise stark schwanken können. Der Ausstieg vieler Betreiber könnte lokale Wärmenetze gefährden und damit auch die Wertschöpfung in der Region.
Zukunftsängste auf dem Land
Abschließend äußern die Landwirte einen dringenden Appell nach mehr Planungssicherheit. Mit neuen gesetzlichen Anforderungen zu Stallbauten sei oft nicht mehr kalkulierbar, weshalb viele von ihnen auf Kredite angewiesen sind. „Ein Stall amortisiert sich in 20 Jahren, aber ständig künftige Anforderungen zu ändern, macht es uns unmöglich, investiert zu bleiben“, beklagt Keller.
Das Gespräch mit Dörflinger hat durch seine Bereitschaft, zuzuhören und die Probleme der Landwirte zu notieren, eine Hoffnung auf Veränderung geweckt. Der Landtagsabgeordnete verspricht, die Anliegen weiterzugeben. „Wir brauchen dringend einen Stabilitätsanker, um auch zukünftig lokal erfolgreich wirtschaften zu können,“ fasst Keller zusammen.
– NAG