Linda Rennings, kürzlich zur alternativen Ehrenbürgerin von Köln ernannt, hat eine bewegte Vergangenheit, die als Inspiration für viele dient. In der Stadt ist sie bekannt als „kölsche Linda“, eine Streetworkerin, die sich für obdachlose Frauen stark macht und ein Zeichen gegen die gesellschaftliche Ignoranz setzt.
Ein Leben im Schatten
Linda wurde ohne die Unterstützung ihrer leiblichen Eltern groß. Ihre Großmutter Lina, die sie liebevoll in Köln aufnahm, kämpfte sich durch das Leben. Trotz der widrigen Umstände lebte Linda in einer Umgebung, die durch Erinnerungen an die Kindheit geprägt war. Sie erzählt von der einfachen Freude, die sie als Kind erlebte, als sie mit ihrer Oma im Wildpark war oder Sonntagsschokolade genoss. Doch die schillernden Erinnerungen stehen im Kontrast zu einer Kindheit, die auch von Armut und ständiger Unsicherheit geprägt war.
Ein plötzlicher Verlust
Der tragische Tod ihrer Großmutter, sieben Tage vor ihrem 18. Geburtstag, markierte einen Wendepunkt in Lindas Leben. „Die kommt nicht wieder. Oma ist tot“, erinnert sie sich und beschreibt, wie sie nach der Beerdigung oft am Grab ihrer Oma saß. Diese Trauer führte zu einer tiefen Einsamkeit, die erst richtig spürbar wurde, als die Struktur ihres Lebens zusammenbrach. Nach der Übernahme der Wohnung ihrer Oma fühlte sie sich verloren und begann den Teufelskreis von Beziehungen, die von Gewalt geprägt waren.
Der Weg auf die Straße
Nach mehreren Jahren des Leidens und der Ohnmacht geriet Linda in die Obdachlosigkeit. Ihre Rückschläge führten sie schließlich auf den Dünnwalder Friedhof, wo sie eineinhalb Jahre lebte. „Da, und nur da, habe ich mich sicher gefühlt“, sagt sie. Diese Zeit war geprägt von innerer Isolation, bis sie die Hilfe eines Krankenhauses in Anspruch nahm und mit einer Therapie begann, die ihr half, das Trauma ihrer Vergangenheit zu verarbeiten.
Ein neues Lebenswerk
Mit dem Ziel, anderen Frauen in vergleichbaren Situationen zu helfen, gründete Linda den Verein „Heimatlos in Köln“. Besonders wichtig ist ihr, dass auch Haustiere in Unterkünften für Obdachlose erlaubt sind, wie ihr eigener Hund Clayd, der eine entscheidende Rolle in ihrem Leben spielt. „Für Menschen, die niemanden haben, sind Hunde überlebenswichtig“, betont sie. Ihre persönlichen Erfahrungen motivieren sie, gezielt für obdachlose Frauen zu kämpfen, die oft übersehen werden.
Widerstandskraft und Zukunftspläne
Linda hat nicht nur den Rückschlag ihrer Gesundheit, darunter COPD und Schmerzen, überwunden, sondern zeigt auch sehr viel Engagement für ihre Sache. Nach einer intensivmedizinischen Behandlung ist sie entschlossen, ihren Verein weiterzuführen und Frauen zu unterstützen, die sich wie sie in schwierigen Lebenslagen befinden. “Man muss immer wieder aufstehen”, sagt sie voller Überzeugung. Sie träumt von einem Nähcafé und einer Wärmestube für obdachlose Frauen, um diese in ihrer Not zu unterstützen.
Letztlich steht Linda Rennings für Hoffnung und Widerstandskraft in einer oft grausamen Welt. Ihre Geschichte ist nicht nur eine Erzählung über Überleben, sondern auch über den unermüdlichen Einsatz für andere, ein Leben, das geprägt ist von Empathie und der stetigen Suche nach einer besseren Zukunft für jene, die vergessen worden sind.
– NAG