Die Stadt Gießen sieht sich einem eklatanten Mangel an Kita-Plätzen gegenüber, was dringenden Handlungsbedarf erfordert. Insbesondere im Stadtteil Allendorf/Lahn wird die Notlage durch fehlende pädagogische Fachkräfte noch verstärkt.
Akute Engpässe in der Kinderbetreuung
Aktuell fehlen in Gießen insgesamt etwa 500 KiTa-Plätze. Diese Situation ist nicht nur alarmierend für die Eltern, die auf eine zuverlässige Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, sondern hat auch weitreichende Folgen für die gesamte Gemeinschaft. Besonders betroffen ist die Kindertagesstätte »Lummerland« im Stadtteil Allendorf, wo wegen des Personalmangels eine Betreuung nicht mehr garantiert werden kann.
Ursachen des Problems
Ein zentrales Problem ist der bundesweite Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung, der sich auch in Gießen stark bemerkbar macht. Die Stadtsprecherin Claudia Boje bestätigt, dass sowohl Krankheit als auch Fortbildung der Mitarbeiter die Lage zusätzlich verschärfen. In Allendorf hat zudem das Neubaugebiet Ehrsamer Weg für einen Anstieg der Nachfrage nach Kindergartenplätzen gesorgt, während gleichzeitig der Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz und die Berufstätigkeit beider Elternteile weiter zugenommen hat.
Initiativen zur Verbesserung der Situation
Angesichts dieser Entwicklung haben Mitglieder der SPD-Fraktion im Ortsbeirat bereits den Vorschlag unterbreitet, einen „Runden Tisch“ einzurichten. Dieser soll neben der Kindergartenleitung und Vertretern des Jugendamts auch Elternvertreter einbeziehen, um die Herausforderungen in der Kinderbetreuung gemeinsam anzugehen und Lösungen zu finden.
Langsame Fortschritte in der Kita-Ausweitung
Trotz der Schwierigkeiten gibt es positive Entwicklungen: In diesem Jahr wurden durch den Ausbau von drei neuen Einrichtungen insgesamt 155 neue KiTa-Plätze geschaffen. Weitere 200 Plätze sollen bis 2025 durch neue Einrichtungen entstehen. Diese Bemühungen sind dringend erforderlich, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.
Perspektiven und Herausforderungen
Der Handlungsbedarf in Gießen geht über die reine Anzahl an Plätzen hinaus. Es gilt auch, eine Strategie zur Personalakquise und -erhaltung zu entwickeln, um die Qualität der Betreuung sicherzustellen. Die Stadträtin Gerda Weigel-Greilich sieht im vorgeschlagenen Runden Tisch eine wertvolle Möglichkeit, um vor Ort in den Dialog zu treten und Verständnis zwischen den verschiedenen Beteiligten zu fördern.
Verwaltungskrise und deren Folgen
Die Kinderbetreuung ist jedoch nicht das einzige Feld, das vom Fachkräftemangel betroffen ist. Auch in anderen Bereichen der Verwaltung zeigt sich, dass kleine Kommunen zunehmend Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden. Dies könnte langfristig zu Gebietsreformen und der Zusammenlegung kleiner Kommunen führen. Bereits jetzt geben viele kleinere Kommunen größere Planungsaufträge an externe Dienstleister weiter, um die anfallenden Aufgaben zu bewältigen.
Die Situation in Gießen dient als eindrückliches Beispiel für ein landesweites Phänomen, das nicht nur die unmittelbaren Bedürfnisse der Familien betrifft, sondern auch die soziale Stabilität und die Zukunft der Kommunen insgesamt.
– NAG