Reform der Hessischen Bauordnung: Ein notwendiger Schritt zur Entlastung
In den letzten Jahren hat sich die Komplexität der Baurechtsvorschriften in Hessen erheblich erhöht. Fachleute und die Landesregierung sind sich einig, dass eine umfassende Reform unumgänglich ist. Die Vielzahl der Regelungen schreckt Bauwillige ab und sorgt für erhöhte Kosten sowie längere Bauzeiten.
Hintergrund der Vorschriften
Bauvorschriften dienen dem wichtigeren Ziel, Gefahren wie dem Einsturz oder Brand eines Gebäudes vorzubeugen. Über die Jahre hinweg ist jedoch ein riesiger Regelungsbedarf gewachsen, sodass es inzwischen kaum noch möglich ist, einen klaren Überblick zu behalten. Aktuell umfasst die Hessische Bauordnung (HBO) 93 Paragraphen und wird durch 581 Seiten technischer Ausführungsbestimmungen ergänzt. Dies geschieht nicht nur durch Landesvorschriften, sondern auch über EU- und Bundesregeln sowie städtische Bestimmungen.
Dringende Bedürfnisse der Praktiker
Die Architekten- und Stadtplanerkammer hat die Anforderung ihrer Mitglieder nach einer Entschlackung der Bauordnung ermittelt. Ein zentraler Vorschlag umfasst die Einführung einer Beweislastumkehr, bei der Abweichungen von bestehenden Normen in Einzelfällen ohne großen bürokratischen Aufwand genehmigt werden können, wenn dies sinnvoll erscheint.
Kritik an der aktuellen Lage
Martin Kraushaar, der Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer, beschreibt die Vorschriften als „strangulierend“. Mit der wachsenden Anzahl an Regelungen steigen auch die Kosten und die Zeit, die für die Umsetzung von Bauprojekten benötigt wird. Häufig stecken Investoren in einem Zermürbungskrieg, wenn sie versuchen, alle Vorgaben zu erfüllen, was letztendlich dazu führt, dass viele Projekte scheitern. Dies ist besonders in städtischen Gebieten wie dem Rhein-Main-Gebiet besorgniserregend, wo Wohnraum knapp ist.
Konkrete Verbesserungen in Aussicht
Ein Bereich, der auf Verbesserungen drängt, ist die Stellplatzregelung. Aktuell müssen Bauherren oft zu viele Parkplätze schaffen. Dies verteuert das Bauen enorm, besonders in urbanen Gebieten, wo Autos weniger gefragt sind. Außerdem gibt es Ideen, bestehende Anforderungen an Lärm- und Brandschutz für neu errichtete oder aufgestockte Teile von Gebäuden zu lockern, um Bauvorhaben wirtschaftlicher zu gestalten.
Zukunftsausblick
Kapazitäten für den Wohnungsbau müssen dringend erhöht werden, und das Land Hessen hat erste Schritte in diese Richtung angekündigt. Bei einem Treffen der Kommission „Innovation im Bau“ im Herbst 2024 sollen die ersten Reformvorschläge besprochen werden. Der Zeitplan zur Verabschiedung der Reformen bis 2025 wurde jedoch von vielen als „ambitioniert“ eingestuft.
Zusammenfassend zeigt sich, dass eine sensible und durchdachte Reform der Bauordnung nicht nur rechtliche Klarheit schaffen würde, sondern auch positive Impulse für die Bauwirtschaft und die Bereitstellung von Wohnraum in Hessen setzen könnte. Die Einbindung von Fachleuten in diesen Prozess ist ein kluger Schritt, der die Erfolgschancen deutlich erhöht.
– NAG