Kassel

Housing First in Kassel: Ein erfolgreicher Weg aus der Obdachlosigkeit

In Kassel wurde im Rahmen des Housing First-Projektes, das seit fast zwei Jahren aktiv ist, 31 Obdachlosen ein fester Wohnraum vermittelt, jedoch gestaltet sich die Wohnungsakquise aufgrund steigender Nachfrage und abnehmender Sozialwohnungen als äußerst herausfordernd.

In Kassel wird das Housing First-Projekt als eine bedeutende Lösung für die Herausforderungen der Obdachlosigkeit betrachtet. Während es bereits seit fast zwei Jahren besteht, stehen die Betreiber vor enormen Hürden, insbesondere auf dem Wohnungsmarkt. Der Ansatz, Wohnungslose ohne weitere Voraussetzungen in feste Mietverhältnisse zu bringen, hat bereits 31 Menschen in stabile Verhältnisse verholfen.

Die Schwierigkeiten der Wohnungsakquise

Die Wohnraumakquise erweist sich als überaus kompliziert. Martin Schenker vom Diakonischen Werk weist darauf hin, dass die Anzahl der Sozialwohnungen in Kassel in den letzten zwei Jahrzehnten drastisch gesunken ist. Dies hat zu einem hohen Druck auf dem Wohnungsmarkt geführt und macht den Zugang für die Zielgruppe – Personen ohne festen Wohnsitz, die sich seit mehr als zwei Jahren in der Stadt aufhalten – besonders schwierig. „Die Nachfrage ist groß, aber die Verfügbarkeit von Wohnraum ist begrenzt“, erklärt Schenker.

Umfassende Unterstützung für wohnungslose Menschen

Die Unterstützung geht über die reine Wohnungsvermittlung hinaus. Die Fachkräfte des Projekts, darunter Vera Latermann, Sarah Becker und Marwa Farighi, arbeiten oft direkt mit den Betroffenen. Sie helfen nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern bieten auch Unterstützung bei der Bewältigung anderer grundlegender Schwierigkeiten wie fehlenden Ausweisen oder Schulden. „Wir müssen die Menschen zunächst wieder an das System anbinden“, sagt Farighi und verdeutlicht die Zeit und Ressourcen, die erforderlich sind, um dauerhafte Lösungen zu finden.

Finanzierung und Organisation des Projekts

Das Housing First-Projekt wird zu 90 Prozent von der EU gefördert, ergänzt um Beiträge des Bundes und der Träger selbst. Die Gesamtförderung beträgt etwa 970.000 Euro für vier Jahre, erläutert Schenker. Die Herausforderung sei jedoch nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern auch die Sicherstellung einer langfristigen Verstetigung des Erfolges, die nach den vier Jahren noch offen bleibt.

Die Rolle der Stadt Kassel und künftige Perspektiven

Die Stadt Kassel fungiert als wichtiger Kooperationspartner und hilft, den Kontakt zu Wohnungsbaugesellschaften herzustellen. Die großen privaten Vermieter zeigen sich jedoch noch zögerlich. „In anderen Ländern, wo Housing First sehr erfolgreich ist, hat der Staat Wohnungen erworben, um den Bedarf zu decken“, führt Schenker an. Eine mögliche Lösung könnte die Sensibilisierung der Mitarbeitenden in Jobcentern sein, um einen holistischen Ansatz zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit zu fördern. „Zuerst müssen die Betroffenen eine Wohnung finden, dann haben sie den Kopf frei für die Jobsuche“, ergänzt Manuela Strube, Staatssekretärin, die die Fortschritte des Projekts beobachtet.

Ausblick und gesamtgesellschaftliche Bedeutung

Die Ergebnisse des Projekts sind ermutigend, dennoch bleibt viel zu tun. „Mindestens 180 Personen pro Jahr müssen beraten werden, und wir haben bereits 437 Menschen erreicht“, berichtet Schenker. Die laufende Evaluierung wird helfen, die wirksamsten Methoden zu identifizieren und das Hilfesystem langfristig zu verbessern. Das Beispiel von Kassel zeigt, wie wichtig es ist, innovative Ansätze zur Lösung der Obdachlosigkeitskrise zu finden und umzusetzen, während man gleichzeitig die Barrieren abbaut, die den Zugang zu Wohnraum für vulnerable Gruppen erschweren.

NAG

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