Ein neues Forschungsprojekt der DFG zielt darauf ab, das literarische Erbe der Fürstinnen im deutschsprachigen Raum des 18. Jahrhunderts hervorzuheben. In einem innovativen Ansatz, der in den nächsten zwölf Jahren durchgeführt werden soll, wird zusammen mit der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel untersucht, welche Bücher diese Frauen besaßen und welche Auswirkungen dies auf die Wissensgesellschaft hatte.
Die Bedeutung der Fürstinnenbibliotheken
Fürstinnenbibliotheken sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung gerückt. Trotz des gestiegenen Interesses fehlt jedoch eine umfassende systematische Aufarbeitung der einzelnen Bestände, die über den gesamten deutschsprachigen Raum verstreut sind. Das neue Projekt will hier ansetzen und eine digitale Plattform entwickeln, die den Buchbesitz der Fürstinnen rekonstruieren wird. Dies wird nicht nur die literarische Geschichte der Fürstinnen beleuchten, sondern auch deren intellektuelle Aktivitäten sichtbar machen.
Einblicke in den Lesealltag der Fürstinnen
Das Trier Center for Digital Humanities plant, eine signifikante Anzahl von 99 Bibliotheken zu untersuchen, die in den letzten Jahren identifiziert werden konnten. Durch historische Dokumente wie Bibliotheks- und Auktionskataloge sowie persönliche Briefe und Tagebücher wird ein umfassendes Bild davon gezeichnet, welche Werke fürstliche Frauen lasen und wie sie mit diesen umgingen. Besonders karrierefördernd zu erwähnen ist die Anna Amalia Bibliothek in Weimar, die die Bücher der gleichnamigen Fürstin aufbewahrt. Die Analyse von Lesespuren wie Unterstreichungen und persönlichen Notizen verspricht aufschlussreiche Erkenntnisse über das Leseverhalten dieser Frauen.
Ein interdisziplinärer Ansatz zur Wissensgeschichte
Durch die Erstellung eines Knowledge Graphs, der bibliographische Informationen mit spezifischen Daten zu Provenienzen, Lesespuren und biographischen Details verknüpft, wird das Projekt in der Lage sein, einen größeren Kontext für die literarischen Aktivitäten der Fürstinnen zu schaffen. Dies ermöglicht nicht nur eine quantitative Erfassung des Buchbesitzes, sondern auch die qualitativen Aspekte der Wissensgenerierung und –vermittlung, die für die Aufklärung von bedeutender Wichtigkeit sind.
Ein Beitrag zur Genderforschung
Die Forschung konzentriert sich auch auf die Rolle der Frauen innerhalb der Wissensgesellschaft des 18. Jahrhunderts. Indem das Projekt die intellektuellen Beiträge der Fürstinnen in den Vordergrund rückt, leistet es einen entscheidenden Beitrag zur geschlechterbezogenen Wissensgeschichte und eröffnet zahlreiche Anschlussmöglichkeiten für verschiedene Bereiche der historischen Forschung.
Für weitere Informationen kann Joëlle Weis am Trier Center for Digital Humanities kontaktiert werden.
– NAG