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Rätselhafter Pestfriedhof in Nürnberg: Über 3000 Leben im Fokus der Forschung

In Nürnberg werden derzeit bei den Ausgrabungen eines riesigen Pestfriedhofs aus dem 17. Jahrhundert Überreste von bis zu 3000 Toten entdeckt, was bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse über das Leben und die Krankheiten der damaligen Bevölkerung und den Verlauf der Pest verspricht.

Die Ausgrabungen an einem historischen Pestfriedhof in Nürnberg bieten der wissenschaftlichen Gemeinschaft die Möglichkeit, wertvolle Einblicke in das Leben vergangener Generationen zu gewinnen. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich unter den gefallenen Überresten möglicherweise bis zu 3000 Menschen aus dem 17. Jahrhundert befinden, die während einer verheerenden Pestwelle starben.

Einblicke in eine tragische Vergangenheit

Laut Stadtarchäologin Melanie Langbein haben die Forscher mehr als 2000 Überreste bereits freigelegt, wobei die genaue Anzahl der Toten bedeutend höher sein könnte als zuvor angenommen. Dies lässt auf eine tiefere Einsicht in die Demografie der damaligen Zeit schließen. „Wir haben eine vollständige Altersstruktur gefunden, von Säuglingen bis zu Senioren. Das gibt uns einen einzigartigen Einblick in die Gesellschaft jener Zeit“, so Langbein.

Wissenschaftliche Entdeckungen

Die Ausgrabungen sind nicht nur aufgrund ihrer schieren Größe und Tragweite bedeutend, sondern auch wegen der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die aus den geborgenen Knochen gewonnen werden können. Forscher erhoffen sich wertvolle Informationen über die damalige Gesundheitslage, Arbeitsbedingungen und mögliche Mangelernährungen. Interessieren dürfte auch die DNA-Analyse, die den Wissenschaftlern helfen könnte, mehr über die Entwicklung der Pest zu erfahren. „Die Zähne könnten DNA des Erregers enthalten, die uns wichtige Informationen geben kann“, erklärt Langbein.

Bedeutung für die Zukunft

Neben den anthropologischen und medizinischen Aspekten eröffnet dieser historische Fund auch Einblicke in Alltagsleben und Kleidung der damaligen Zeit. Die Entdeckung von Textil- und Lederresten sei entscheidend, da diese in der Regel nicht überdauern. „Normalerweise werden Verstorbene im Leichentuch bestattet, hier finden wir jedoch alltägliche Kleidungsstücke, was uns viel über die Mode und den Lebensstil der Zeit verrät“, so Langbein.

Ausblick und nachhaltige Erhaltung

Die Ausgrabungen auf dem etwa 5900 Quadratmeter großen Gelände sind noch im Gange, und es wird erwartet, dass das gesamte Projekt mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Langbein betont, dass es wichtig sei, die wissenschaftlichen Arbeiten zu priorisieren, bevor das Gelände für zukünftige Bauprojekte, darunter ein Pflegeheim und Seniorenwohnungen, freigegeben werden kann. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Schätze die alten Erde noch bereithält und wie diese das historische Bild Nürnbergs bereichern werden.

© dpa-infocom, dpa:240730-930-188244/1

NAG

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