Hintergrund des Dialogs an der Goethe-Universität
Die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten, insbesondere die Terrorangriffe der Hamas auf Israel, haben auch die Studierenden der Goethe-Universität in Frankfurt stark beschäftigt. Bei vielen sind persönliche Verbindungen in die Region spürbar, sei es durch familiäre oder freundschaftliche Bindungen. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie akademische Institutionen mit solchen brisanten Themen umgehen und welche Rolle der interkulturelle Dialog spielt.
Verschiebung durch Sicherheitsbedenken
Ursprünglich war für Anfang Juni ein Gespräch mit Talya Lador-Fresher, der israelischen Generalkonsulin in München, geplant. Aufgrund einer bei der Stadt angezeigten Protestversammlung musste die Goethe-Universität jedoch die Veranstaltung absagen. Die Universitätsleitung sah die Sicherheit der Teilnehmenden und der Generalkonsulin nicht mehr gewährleistet. Erst am 8. Juli konnte das Gespräch nachgeholt werden, nachdem die Situation neu bewertet wurde.
Intention hinter dem Dialog
Im Vorfeld des Gesprächs haben einige Studierende schriftlich Fragen an die Generalkonsulin gerichtet. Diese betrafen insbesondere die Gründe für ihr Gesprächsangebot und die Auswirkungen der damaligen Absage. Lador-Fresher stellte klar, dass der Dialog darauf abzielte, ihre Perspektive als Diplomatin zu teilen und mit den Studierenden in einen Austausch zu treten. Sie betonte, wie wichtig es sei, in einem sicheren Rahmen miteinander zu sprechen.
Missbrauch von Protesten für politische Agenda
Talya Lador-Fresher wies darauf hin, dass die Proteste vor der Universität oft von antisemitischen Ressentiments geprägt sind. Sie kritisierte, dass bei solchen Veranstaltungen häufig keine verlässlichen Informationen verbreitet werden und stattdessen Falschinformationen kursieren. Besonders verwies sie auf den Vorfall rund um die Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus am 17. Oktober 2023, wo die Berichte über die Ursache stark variieren. Dies zeigt, wie wichtig es ist, sich auf Fakten zu stützen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Wissenschaftlicher Austausch als integraler Bestandteil der Beziehungen
Lador-Fresher äußerte sich besorgt über das Erstarken der BDS-Bewegung, die einen Abbruch des wissenschaftlichen Austausches mit Israel fordert. Sie betonte die Bedeutung dieser Zusammenarbeit für die deutsch-israelischen Beziehungen und die weltweite Zivilgesellschaft. Ein Beispiel für einen erfolgreichen Austausch ist das neu gegründete „Frankfurt-Tel Aviv Center for the Study of Religious and Interreligious Dynamics“, das die Religionswissenschaften bereichert.
Die Verantwortung der Hochschulen
Die Hochschulrektorenkonferenz hat sich klar zur IHRA-Definition von Antisemitismus bekannt, und dieser Beschluss soll sicherstellen, dass Universitäten dem Druck, den Austausch zu beenden, nicht nachgeben. Ein solcher Abbruch wäre riskant und nachteilig für alle Beteiligten und führen zu einem Verlust fundierter wissenschaftlicher Diskussionen.
Schlussfolgerungen für die Zukunft
Der Dialog, wie er an der Goethe-Universität angestrebt wird, könnte ein Schritt in Richtung eines besseren Verständnisses zwischen Kulturen sein. Doch wie aus den Aussagen der Generalkonsulin hervorgeht, ist solch ein Austausch nur möglich, wenn alle Beteiligten bereit sind, vorurteilsfrei zuzuhören. Das aktuelle Klima der Spaltung bloßzustellen und konstruktive Gespräche zu fördern, könnte nicht nur der akademischen Gemeinschaft, sondern auch der Gesellschaft insgesamt zugutekommen.
Die Fragen stellten Antonia Steins und Malte Blaha.
– NAG