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Widerstand in den Straßen: Venezuelas Proteste gegen Maduro

Die politischen Spannungen in Venezuela haben in den letzten Tagen einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen am 28. Juli 2024, bei denen Nicolás Maduro offiziell mit 51,2 % der Stimmen zum Sieger erklärt wurde, haben sich Proteste im ganzen Land entzündet. Vor allem in den ärmeren Stadtteilen von Caracas, wie Petare und Catia, versammelten sich viele Menschen, um gegen die Wahlresultate zu demonstrieren.

Kontext der Proteste und ihre Bedeutung

Die Rebellion in den Straßen ist nicht zufällig, sondern stellt einen bedeutenden Wandel in der politischen Landschaft Venezeulas dar. In den letzten 25 Jahren galten solche Viertel als Hochburgen des Chavismus. Befürworter des Regimes sahen in der sozialen Unterstützung durch Maduro eine Notwendigkeit zum Überleben in Krisenzeiten. Doch die stark gesunkene Lebensqualität hat viele dazu bewogen, sich gegen den Präsidenten zu wenden.

Wer protestiert und warum?

Die Proteste werden von unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen getragen. Zum Beispiel äußerte María Arraez, eine 27-jährige Friseurin aus Petare, ihren Unmut über die derzeitige Situation, indem sie mit einer großen Flagge Venezuelas demonstrierte. Ihre Aussage „Ich will kein Geld, ich will nur, dass Nicolás geht“ spiegelt das Verlangen vieler wider, die unter der schweren Wirtschaftskrise leiden, die durch Missmanagement und Korruption verschärft wurde.

Repression und die Rolle der Sicherheitskräfte

Die Venezuelanische Nationalgarde reagierte mit Einsatz von Tränengas auf die Proteste, die sich von Petare bis Chacao ausbreiteten. Berichten zufolge kam es im Zuge der Proteste zu Verhaftungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen, bei denen die NGO Foro Penal von sechs Todesfällen und zahlreichen Verletzten berichtete. Das Vorgehen der Behörden hat weitere Proteste provoziert und die Frustration innerhalb der Bevölkerung vergrößert.

Der Wandel in den Stadtteilen

Die Rückkehr des Volkes in die Straßen zeigt, dass die Verbindungen zur einstigen Unterstützung unter Maduro brüchig geworden sind. Oscar Pérez, ein ehemaliger Abgeordneter aus Petare, erklärte, dass der Wunsch nach Veränderung und das Verlangen nach Kontakt zu im Ausland lebenden Verwandten starke Motivationen waren, die Menschen dazu brachten, sich gegen das Regime zu positionieren. „Maduro hat sein Volk verloren; es ist eine Revolution ohne das Volk,“ so Pérez.

Die Methode der sozialen Kontrolle durch Kollektive

Faktoren wie soziale Kontrolle durch paramilitärische Gruppen, die sogenannten „Kollektive“, haben über Jahre hinweg Proteste unterdrückt. Diese Gruppen sind dem Regime treu ergeben und agieren oft mit Gewalt gegen Abweichler. Doch die Präsenz dieser Kollektive hat sich verringert, und die Menschen scheinen sich weniger von ihrer Gewalt einschüchtern zu lassen. Politikwissenschaftler José Vicente Carrasquero betont, dass die jahrelange Abhängigkeit von Almosen und staatlichen Unterstützungssystemen wie den CLAP (Comités Locales de Abastecimiento y Producción) nicht mehr ausreicht, um die Massen zu kontrollieren.

Fazit

Die Ereignisse der letzten Tage sind ein Zeichen für den aufkommenden Wandel in Venezuela. Die Proteste in Petare, Catia und anderen Stadtteilen symbolisieren ein wachsendes Unbehagen gegenüber dem Regime von Nicolás Maduro und die Verschiebung der politischen Loyalitäten innerhalb der Gesellschaft. Diese Veränderungen könnten das Ende einer Ära des autoritären Regimes darstellen und den Weg für einen Neuanfang ebnen.

NAG

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