Rückläufige Ausbildungsverträge und die Auswirkungen auf Schleswig-Holstein
Mit dem Beginn des Ausbildungsjahres am 1. August 2024 haben die Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Schleswig-Holstein insgesamt 7.171 neue Ausbildungsverträge verzeichnet. Dies stellt einen Rückgang um 67 Verträge im Vergleich zum Vorjahr dar, was einem Minus von 0,9% entspricht. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, vor denen die Region im Hinblick auf die Fachkräftesicherung steht.
Die Sicht der IHK
Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein, betont die Dringlichkeit, mehr Jugendliche für duale Ausbildungswege zu gewinnen. Trotz eines Anstiegs bei der Zahl der Bewerbungen, die im Juni 2024 ein Dreijahreshoch erreichten, bleibt eine beträchtliche Anzahl an Ausbildungsplätzen unbesetzt aufgrund fehlender Interessenten. Goldbeck macht deutlich, dass der Fachkräftemangel, der mittlerweile in vielen Branchen spürbar ist, eine besorgniserregende Entwicklung darstellt.
Studie zur Fachkräftelücke
Eine aktuelle Untersuchung der Fachhochschule Kiel und des Instituts für Weltwirtschaft beleuchtet die ernsten Folgen dieser Situation. Die Studie prognostiziert, dass bis zum Jahr 2035 in Schleswig-Holstein nahezu 327.000 Arbeitskräfte fehlen werden, wobei der Hauptteil dieser Lücke durch Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung betroffen sein dürfte. Besonders im Bereich der IT wird ein akuter Bedarf an Fachkräften sowohl quantitativer Natur hervorgehoben.
Aktive Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat die IHK Schleswig-Holstein verschiedene Maßnahmen ergriffen. Im Jahr 2023 wurde eine umfassende Social-Media-Kampagne ins Leben gerufen, die bereits über 52.000 Follower gewonnen hat und in den sozialen Netzwerken, insbesondere auf TikTok, für Aufsehen sorgt. Über 2 Millionen Aufrufe haben die dort veröffentlichten Videos erzielt. Zudem engagieren sich die IHKs auf Berufsmessen und bieten verschiedene Beratungsangebote an, um Jugendliche für eine berufliche Ausbildung zu motivieren.
Ein Lichtblick für Auszubildende
Goldbeck gibt den Jugendlichen Hoffnung: „Für Spätentschlossene ist es auch möglich, noch nach dem 1. August einen Ausbildungsplatz zu finden.” Dies zeigt, dass es für junge Menschen auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart Möglichkeiten gibt, in das Berufsleben einzutreten, was für viele eine wichtige Chance darstellt.
Der Stellenwert der IHK Schleswig-Holstein
Die IHK Schleswig-Holstein spielt eine zentrale Rolle für die wirtschaftlichen Belange der Region. Sie bündelt die Interessen von rund 175.000 Unternehmen und 750.000 Arbeitnehmern und vertritt diese gegenüber der Politik, was sie zu einem wichtigen Akteur in der Berufsausbildung macht.
Die derzeitige Situation im Ausbildungsbereich zeigt die Notwendigkeit, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und die Ausbildungszahlen wieder zu steigern. Der Aufruf zur Stärkung der dualen Ausbildung wird daher in den kommenden Monaten von großer Bedeutung sein.
– NAG