In Hanau, der Stadt mit der markanten Bezeichnung „Brüder-Grimm-Stadt“, braut sich ein Streit um die Bevölkerungszahlen zusammen. Mit 93 632 Einwohnern steht Hanau kurz davor, seine Großstadt-Status in Hessen zu verlieren. Dies könnte erhebliche finanzielle Konsequenzen für die Stadt haben. Der Bürgermeister Claus Kaminsky, der diesem Verlust nicht tatenlos zusehen möchte, hat deshalb eine Initiative gestartet, um Klarheit über die neuesten Zensus-Zahlen zu gewinnen.
Die Bedeutung der Einwohnerzahlen für Hanau
Die aktuelle Einwohnerzahl von Hanau resultiert aus dem Zensus, einer umfassenden Volkszählung, die im Mai 2022 durchgeführt wurde. Um den Großstadt-Status zu erhalten, sind jedoch mindestens 100 000 Einwohner erforderlich. Der Verlust von 6.368 Einwohnern, gegenüber der vorherigen Zählung, stellt die Stadt vor eine finanzielle Herausforderung, da ein Verlust des Großstadt-Status auch weniger Fördermittel und finanzielle Unterstützung bedeuten würde.
Ein wissenschaftlicher Blick auf die Statistiken
Bürgermeister Kaminsky plant, die Diskrepanz zwischen den aktuellen Zahlen und den vorherigen Schätzungen von 100 307 Einwohnern zu klären. In diesem Kontext hat er den Sozialwissenschaftler Rainer Schnell von der City University London und der Universität Duisburg-Essen hinzugezogen. Schnell, der als Kritiker des Zensus-Verfahrens gilt, könnte dazu beitragen, Verfahrensfehler bei der Berechnung der Einwohnerzahl aufzudecken.
Der Streit um die Zensus-Daten
Die Unsicherheit über die genaue Einwohnerzahl von Hanau wird durch die Tatsache verstärkt, dass in anderen hessischen Großstädten ebenfalls Rückgänge festgestellt wurden. Frankfurt, Kassel, Darmstadt und Offenbach haben ebenfalls weniger Einwohner als in früheren Schätzungen angegeben. Hanau verzeichnete jedoch den stärksten Rückgang, was die Sorgen um die künftige wirtschaftliche Unterstützung der Stadt noch verstärkt.
Finanzielle Auswirkungen für die Stadt
Die Ergebnisse des Zensus sind nicht nur für die Höhe der finanziellen Mittel entscheidend, die Hanau erhält, sondern haben auch weitreichende Auswirkungen auf das kommunale Budget. Der Großstadt-Status und die damit verbundenen Mittel sind für die Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen und Infrastrukturprojekte von entscheidender Bedeutung. Kaminsky betont, dass die fortlaufend aktualisierte Meldestatistik präziser sein sollte als die Hochrechnung, die derzeit kontrovers diskutiert wird.
Ein Plan für die Zukunft
Bevor ein Treffen mit dem Statistischen Landesamt im August stattfindet, hofft Kaminsky, neue Erkenntnisse durch die Zusammenarbeit mit Schnell zu gewinnen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Bemühungen als erfolgreich erweisen und Hanau seinen Großstadt-Status dennoch wahren kann. Der Ausgang dieser Diskussion könnte langfristige Folgen nicht nur für die Stadt, sondern auch für ihre Bewohner haben.
– NAG
