Die Einführung von Zwangsüberstunden für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt hat die Schullandschaft stark beeinflusst. Das Projekt, das darauf abzielte, die Unterrichtsversorgung zu verbessern, zeigt nun jedoch erhebliche Mängel und Herausforderungen.
Ein Mangel an Transparenz in den Schulbehörden
Mehr als ein Jahr nach der Einführung der sogenannten Vorgriffstunde fehlt es den zuständigen Schulbehörden noch an Klarheit über die tatsächlichen Gegebenheiten an den Schulen. Unklar bleibt, wie viele Überstunden tatsächlich geleistet und wie viele auf die freiwilligen Arbeitszeitkonten der Lehrer gebucht werden. Viele Lehrkräfte klagen darüber, dass sie lange auf die Auszahlung ihrer Überstunden warten müssen, was zu einer wachsenden Frustration führt.
Das Urteil des Arbeitsgerichts Halle
Eine Entscheidung des Arbeitsgerichts Halle hat verdeutlicht, wie ernst die Situation ist. In einem spezifischen Fall wurde festgestellt, dass Verzugszinsen für die Zeit der Nichtbezahlung fällig sind, was die Verantwortung der Schulbehörden in der Abwicklung der Überstundenzahlungen weiter unterstreicht. Diese rechtlichen Entwicklungen zeigen auf, dass eine Reform dringend nötig ist.
Gründe für den Mangel an Lehrkräften
Die Herausforderungen, die von der Zwangsüberstunde ausgehen, verstärken den ohnehin bestehenden Lehrkräftemangel. Thomas Lippmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher, äußert Bedenken hinsichtlich der Erhöhung des Krankenstands unter den Lehrkräften. Die angestrebte Verbesserung der Unterrichtsversorgung wurde nur geringfügig erreicht, was die Zielsetzung des Projekts in Frage stellt.
Chaotische Umstände und unzureichende Organisation
Die überstürzte Einführung der Vorgriffstunde hat zu chaotischen Verhältnissen geführt. Es war von vornherein unklar, wie die Zuweisung der Überstunden an die Schulen erfolgen sollte und wie die Zahlungsorganisation geregelt werden kann. Die unzureichende Verwaltung und technische Unterstützung hat dazu geführt, dass weniger als die Hälfte der beantragten Überstunden aus dem letzten Schuljahr bisher ausgezahlt wurde.
Der Bedarf an Reformen in der Schulausbildung
Um ein weiteres Versagen in der Lehrerversorgung zu vermeiden, fordert Lippmann eine Neubewertung des Projekts „Vorgriffstunde“ und sieht die Notwendigkeit, die Lehrkräfte und Schulleitungen besser zu unterstützen. Seine Forderung zielt darauf ab, einen schnelleren und flexibleren Ablauf bei der Bearbeitung von Bewerbungen zu ermöglichen und die Probleme rund um die Zwangsüberstunden anzugehen.
Die gegenwärtige Situation in den Schulen zeigt, dass es einen dringend benötigten Handlungsbedarf gibt. Die Reaktion des Landes auf diese Probleme könnte langfristige Auswirkungen auf die Bildungspolitik und die Lehrerversorgung in Sachsen-Anhalt haben.
– NAG