Der Einfluss von Ernst Becker-Sassenhof auf Vegesack
Die aktuelle Sonderausstellung „Bauhaus-Architektur in Vegesack“ im Heimatmuseum Schloss Schönebeck wirft ein neues Licht auf die bedeutenden Beiträge des Architekten Ernst Becker-Sassenhof (1900-1968). Diese Veranstaltung ist mehr als nur eine Rückschau auf Becker-Sassenhofs Lebenswerk; sie ist ein Aufruf zur Wahrung der architektonischen Identität von Vegesack. Insbesondere die drohende Abrissdiskussion bezüglich des Sportplatzgebäudes in der Nähe des Vegesacker Bahnhofs hat das Interesse an Becker-Sassenhofs Schaffen neu entfacht.
Hintergrund der Ausstellung
Die Ausstellung wurde ins Leben gerufen von Klaus Gawelczyk, dem ersten Vorsitzenden des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung. „Ich finde es einfach schade, wenn intakte Gebäude abgerissen werden“, äußerte Gawelczyk. Seine Leidenschaft für die Bauwerke, die Becker-Sassenhof entworfen hat, wurde durch die Möglichkeit eines Abrisses geweckt. Über einen Zeitraum von sechs Monaten hat er sich intensiv mit der Geschichte und den Werken des Architekten auseinandergesetzt und dabei vielfältige Aspekte von Becker-Sassenhofs Einfluss auf die Stadtgeschichte entdeckt. Die gesammelten Exponate umfassen unter anderem alte Fotografien, Pläne und Zeitungsartikel, die sowohl Becker-Sassenhofs architektonisches Oeuvre als auch die Entwicklung Vegesacks dokumentieren.
Der Architekt und sein Wirken
Ernst Becker-Sassenhof wurde 1900 in Essen geboren und absolvierte sein Architekturstudium an den Technischen Hochschulen in München und Hannover. 1924 zog er nach Vegesack, wo er schnell zu einer prägenden Figur für das Stadtbild wurde. Seine ersten Erfolge stellte er mit dem Umbau der Tonhallen in ein Stadttheater unter Beweis, was ihm Lob von prominenten Persönlichkeiten wie Walter Müller-Wulckow einbrachte. Sein Stil, der den Prinzipien des Neuen Bauens folgte, zeichnete sich durch funktionalen Minimalismus und geometrische Formen aus und fand sowohl Anerkennung als auch Widerstand in der damaligen Gesellschaft.
Eine geteilte Stadt
Becker-Sassenhofs Entwürfe machten in der politischen Landschaft Vegesacks Furore. Der Entwurf für ein Bootshaus wurde zunächst von einem Sachverständigenausschuss abgelehnt, da die „modernen Linien“ als nicht verträglich mit dem traditionellen Stadtbild angesehen wurden. Doch eine knapp gefasste Entscheidung des Stadtrates erlaubte den Bau, und der Architekt setzte seine Visionen fort. Trotz der Ablehnung von Teilen der Bevölkerung blieb Becker-Sassenhof standhaft und prägte das Stadtbild mit vielen seiner Bauwerke.
Vermächtnis und Erhaltung
Die Ausstellung ist eine Erinnerung an die Bedeutsamkeit der erhaltenen Strukturen, die einen wichtigen Teil von Vegesacks Geschichte darstellen. Zu den noch bestehenden Gebäuden zählen unter anderem die Volksbank Vegesack, die Kapelle auf dem Friedhof an der Lindenstraße und das Vegesacker Schwimmbad. Diese Bauwerke sind zeitlose Zeugnisse der architektonischen Bewegung, die Becker-Sassenhof initiierte und deren Prinzipien bis heute Einfluss auf die Stadtentwicklung haben.
Der Aufruf zur Bewahrung
Das Heimatmuseum Schloss Schönebeck bietet mit seiner Ausstellung die Möglichkeit, sich intensiver mit dem Erbe von Ernst Becker-Sassenhof auseinanderzusetzen. Die Bedeutung dieser architektonischen Leistungen für die Identität Vegesacks wird durch die Diskussion über den möglichen Abriss relevanter Gebäude unterstrichen. Gawelczyk und sein Team ermutigen die Bürger, sich aktiv mit der Bauhaus-Architektur und ihrer Rolle in der Stadtgeschichte zu beschäftigen, um deren Erhalt für zukünftige Generationen zu sichern.
Ausstellungshinweise
Die Ausstellung „Bauhaus-Architektur in Vegesack – Ernst Becker-Sassenhof“ ist noch bis Sonntag, 1. September, im Heimatmuseum Schloss Schönebeck zu sehen. Weitere Informationen sind auf der Webseite www.museum-schloss-schoenebeck.de verfügbar.
– NAG