In der Nähe von Beutel, umgeben von einem malerischen Wald, erblüht eine neue Quelle der Biodiversität und Bildung. Die dort entstehende Streuobstwiese ist ein Teil eines bedeutenden Forschungsprojekts, das nicht nur zur Erhaltung alter Obstsorten beiträgt, sondern auch die lokale Gemeinschaft, insbesondere Menschen mit Beeinträchtigungen, aktiv einbindet.
Vielfalt der Obstsorten
Das Projekt mit dem Titel „Multivalente Nutzung obstgenetischer Ressourcen“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, typisch regionale Obstsorten zu dokumentieren und zu bewahren. Zwischen 1995 und 1999 wurden in Brandenburg insgesamt 157 alte Obstsorten erfasst, von denen 120 keineswegs in Geschäften erhältlich sind. Diese Sorten zeichnen sich durch ihren unvergleichlichen Geschmack sowie ihre Anpassungsfähigkeit an das lokale Klima aus. „Diese Vielfalt ist für die Region von unschätzbarem Wert“, erklärt Dr. Heike Wiedenhöft, Leiterin der Naturparkverwaltung.
Integration und Bildung
Ein zentrales Element der Streuobstwiese bei Beutel ist die Zusammenarbeit mit der Stephanus-Stiftung. Die Stiftung begleitet das Projekt seit 2016, indem sie Menschen mit Beeinträchtigungen in die Pflege und den Anbau der Bäume einbindet. „Für diese Menschen bietet sich hier eine wichtige Möglichkeit zur Teilhabe am Berufsleben“, sagt Dr. Ellen Ueberschär, Vorsitzende der Stiftung. Die Wiese dient zudem als Lernfeld für die Schulkinder der Waldhofschule, die bereits erste praktische Erfahrungen in der Natur sammeln konnten, wie etwa die Untersuchung von Insekten.
Langfristige Erträge
Die Früchte dieser Bemühungen werden jedoch nicht sofort sichtbar sein – die erste Ernte wird voraussichtlich in 20 Jahren erwartet. Diese Vorlaufzeit zeigt, wie wichtig das langfristige Denken in der nachhaltigen Entwicklung ist. „Die nächsten Generationen werden von der Wiederansiedlung dieser alten Obstsorten profitieren“, so Ulrike Gerhardt von der Naturparkverwaltung.
Ein regionales Modell
Umweltminister Axel Vogel lobt das Projekt als hervorragendes Beispiel für die Bildungsaufgaben in Großschutzgebieten. „Es trägt dazu bei, das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung zu schärfen“, sagt er. Neben der Wiese bei Beutel gibt es weitere ähnliche Projekte, die in Kooperation mit der Stephanus-Stiftung entstanden sind, darunter zwei auf der alten Bahntrasse Templin-Prenzlau und eine weitere Pflanzung auf dem Gelände des Waldhofes.
Die Streuobstwiesen in der Uckermark stehen somit nicht nur für den Erhalt von Wissen über alte Obstsorten, sondern auch für ein gemeinschaftliches Endeavor, das Bildung, Integration und die Erhaltung der Natur zusammenbringt. In einer Zeit, in der der Verlust der Artenvielfalt eine immer größere Herausforderung darstellt, sind solche Initiativen von zentraler Bedeutung.
– NAG